Schwule Ampelmännchen:Es ist doch nur Deko

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Die Ampelfigürchen, die derzeit in Wien leuchten. (Foto: dpa)

München installiert zum Christopher Street Day schwule Ampelmännchen und lesbische Ampelfrauen. Droht jetzt der Untergang des Abendlandes?

Kommentar von Stephan Handel

Es wird also wahrscheinlich das Abendland demnächst dann doch untergehen. Respektive das Paradies auf Erden ausbrechen, kommt ganz auf die Sichtweise an. Und das alles nur, weil am Gärtnerplatz und drumherum die Streuscheiben an ein paar Fußgängerampeln ausgetauscht werden. Hätte die Menschheit früher schon von der weltenverändernden Macht der glasverarbeitenden Industrie gewusst und sie zielgerichtet eingesetzt, der Lauf der Geschichte wäre ein völlig anderer gewesen.

Zum Christopher Street Day werden die besagten Ampeln statt der üblichen Stehen-Gehen-Piktogramme solche von jeweils zwei Personen zeigen. Wenn man's nicht gesagt bekommt, könnte man meinen, da wären Mutter und Tochter auf dem Weg zum Verwandtenbesuch oder der Kare und der Lucke bei der Heimkehr vom Vatertagsausflug. Ein Herz jedoch, das über Ampelmanderl beziehungsweise -weiberl schwebt, zeigt an, dass die beiden Paare jeweils emotional miteinander verbandelt sind - fertig ist das schwule Ampelmännchen sowie das lesbische Ampelfrauchen. Und damit alles vollständig ist, gibt's auch noch eine Hetero-Version.

Aktion zum Christopher Street Day
:München bekommt schwule Ampelmännchen

Wien hat sie zum Song Contest eingeführt, nun zieht München nach: Zum Christopher Street Day wird die Stadt schwule Ampelmännchen und lesbische Ampelfrauen anbringen - wo genau, ist noch offen.

So what?, könnte man auf gut Bairisch fragen, aber das hieße die Zahl derer zu unterschätzen, die erstens von einem Computer und zweitens von großer Langeweile umgeben sind. Schon bricht die große Streuscheiben-Debatte aus, nämlich ob das jetzt rausgeschmissenes Geld, ein Beitrag zu Gleichstellung und Toleranz oder nicht vielleicht doch eine Sauerei ist.

Bevor es noch zu Verletzungen kommt - könnte man sich darauf einigen, dass wir es mit einer Deko-Idee zu tun haben, ähnlich wie die Fußgängerzonenbeleuchtung im Advent? Die man gut finden kann oder nicht, die aber auf jeden Fall keinen ideologischen Streit wert ist? Und was das Geld betrifft: 10 000 Euro kostet's, wiederverwertbar. Ist nicht anzunehmen, dass die Stadt an anderer Stelle für einen größeren Schmarrn mehr Geld ausgibt?

So. Können wir jetzt wieder über wichtige Dinge reden?

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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