Schwanthalerhöhe:Vom Flügelbahnhof zur Spindel

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Anfang 2020 muss das bei Familien beliebte Kinder- und Jugendmuseum an der Arnulfstraße ausziehen. Neuer Standort könnte die überbaute Zufahrtsrampe zum Parkdeck im Südwesten des Schwanthaler Forums werden

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

Sie hängt da wie ein komischer Wurmfortsatz, die im Volksmund "Spindel" genannte Zufahrtsrampe zum Parkdeck im Südwesten des Schwanthaler Forums. Möglicherweise könnte ihr aber noch eine wichtige Rolle zufallen: als neuer Standort für das Münchner Kinder- und Jugendmuseum, das in einigen Jahren der großen Hauptbahnhof-Neugestaltung weichen muss. Die Spindel an der Ecke Schießstätt-/Gollierstraße würde dazu, so sehen es Pläne vor, mit einem viergeschossigen Gebäude um- und überbaut. Noch ist das Projekt erst in der Prüfungsphase, doch unisono versichern Andreas Ernstberger vom Vorstand des Kindermuseums, Harald Ortner, Geschäftsführer des Hamburger Investors HBB, und Sibylle Stöhr, Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe: "Wir haben ganz gute Signale", sowohl aus der Verwaltung als auch aus den Stadtratsfraktionen. Die HBB lotet gerade mit einem Vorbescheidsantrag bei der Lokalbaukommission aus, was ginge an der Parkspindel auf der Rückseite des rund(um)erneuerten Geschäftsblocks, dem früheren XXXLutz.

Eldorado für Jung und Alt: Das Kinder- und Jugendmuseum - hier bei der Ausstellung "Im Dschungel - Faultiere, Dschungelbuch und Wipfelforscher" könnte nach dem Umbau wieder in den Hauptbahnhof ziehen, müsste bis dahin aber geschlossen werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Anfang 2020 muss das bei Familien überaus beliebte Kinder- und Jugendmuseum aus dem Starnberger Flügelbahnhof an der Arnulfstraße ausziehen, wo es seit 1995 seine feste Bleibe hat. Zuvor, in seinen Anfangsjahren, war es in einem ausrangierten Linienbus untergebracht, der Spielplätze, Wiesen und Feste in den Vierteln ansteuerte. Träger ist seit 2001 ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag des städtischen Kulturreferates arbeitet. Rund 40 Ausstellungen hat das Museumsteam bisher gestemmt, zu so unterschiedlichen Themen wie Märchen, Salz, Tod, den Dschungel, die Geschichte des Papiers, Musik, Architektur oder Nahrungsmittel. Mehr als eine Million kleine, größere und erwachsene Besucher haben sich dort mit Riesenseifenblasen, Blubberschlössern und Blasenwürmern amüsiert, haben gelernt, wie viele Stück Würfelzucker in einer Flasche Ketchup enthalten sind, haben als Tonnenforscher und Rohstoffsammler sich mit Müll und seiner Entsorgung auseinandergesetzt oder kürzlich bei der rappelnden, klackernden, ruckelnden und zuckelnden "Mitmachmaschine" in der Hauptbahnhofhalle ausprobiert, welche Geheimnisse diese Konstruktion birgt. Im Oktober wird eine "Mitmachbaustelle" im Museum eingerichtet. Experimentieren, die Welt entdecken und be-greifen heißt das oberste Gebot in diesem Haus mit seinen derzeit 1100 Quadratmetern.

Noch in der Prüfungsphase: Um- und überbaut könnte die Spindel am Schwanthaler Forum dem Kinder- und Jugendmuseum zur Bleibe werden. (Foto: Florian Peljak)

Gut 1500 Quadratmeter Nutzfläche hätte das Museum im Westend nach einem ersten Entwurf der HBB-Architekten zur Verfügung, der gemeinsam mit Museumsvertretern und dem Kulturreferat entwickelt wurde. In den beiden unteren Etagen rund um die Parkspindel könnten der Eingangsbereich mit Toiletten, Garderoben, dem Museumsshop, Treppe und Aufzug untergebracht werden, in den nächsten beiden Geschossen, eines davon leicht "abgetreppt", lägen die Ausstellungsräume. Ernstberger hat sogar ein Modell gebastelt - "superschön", kommentierte Ulf Schröder, SPD-Mitglied im Bezirksausschuss. Der zeigt sich hocherfreut über diese in Aussicht stehende "Bereicherung für unseren Stadtteil" (Stöhr).

Die Entscheidung über die Zukunft des Museums, über eine mögliche Anmietung eines neuen Hauses - so es denn gebaut wird -, beeilen sich alle Beteiligten zu versichern, treffe natürlich der Stadtrat. "Wir bereiten eben für ihn Möglichkeiten und Kostenaussagen vor, so gut es geht. Und wir stellen auch andere Optionen vor", sagt Andreas Ernstberger. Die Deutsche Bahn, berichtet er, habe dem Kinder- und Jugendmuseum inzwischen angeboten, im Hauptbahnhof zu bleiben, da durch den Umbau enorm viel neue Fläche dazugewonnen werde. Allerdings müsste das Museum dann während des Umbaus wohl länger schließen. Zu weiteren Optionen will Ernstberger nichts verraten, da sei noch nichts spruchreif. Aber Hauptbahnhof oder Westend, "das wär' schon am pfiffigsten".

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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