Schwanthalerhöhe:Viel Lärm um Großbaustelle

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Seit zweieinhalb Jahren geht es rund auf der Mega-Baustelle auf der Schwanthalerhöhe. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Anwohner fordern Entschädigung für die jahrelangen Arbeiten am Beton-Komplex des ehemaligen XXXLutz

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Michael Wallace hat den Zuhörern seinen Frust vor die Füße gekippt wie eine Ladung Bauschutt: Gnadenlos werde seit zweieinhalb Jahren rund um die Großbaustelle Forum Schwanthalerhöhe ohne Rücksicht auf die Anwohner durchgehämmert, Immissionsrichtwerte auch nachts regelmäßig überschritten, Mega-Kräne und Sattelschlepper nutzten die Theresienhöhe, Schwanthaler-, Schießstätt- und Gollierstraße als Zufahrtsstraße und Materiallager, machen Fahrrad- und Fußwege unbenutzbar. Und wofür das alles? Um einen "Konsumtempel" mitten in der Stadt zu bauen, der nur den "ganzen Einheitsbrei, der schon unsere Münchner Innenstadt plagt", bietet - ein "Armutszeugnis", befindet der Anwohner. Wallace hat mit Nachbarn eine Initiative gegründet, die Entschädigung von den Bauherren verlangt; Gespräche mit den Eigentümern und der Stadt hätten keine Verbesserungen gebracht. "Was kann man tun?", fragte Wallace am Dienstagabend deshalb den versammelten Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe.

Durchhalten und der komplexen Baugeschichte des gewaltigen Beton-Körpers gewahr sein. Danach klang die nüchterne Antwort der Stadtteilpolitiker, die zwar die enorme Belastung durch die Baustelle um den Wohn- und Handelskomplex oberhalb der Theresienwiese bestätigten. Gleichzeitig wollten sie den Furor des Kritikers nicht stützen. "Wir beschäftigen uns seit Jahren mit einer Nachnutzung des Hauses, damit keine Beton-Ruine aus den 70er Jahren entsteht", hob Grünen-Sprecher Florian Kraus an. "Für mich ist wichtig, dass keine Verdrängung der bestehenden Läden stattfindet." Holger Henkel (SPD) verwies darauf, dass die SPD versucht habe, eine alternative Nutzung zu forcieren, "die Bemühungen sind im Sande verlaufen". Man müsse auch die unterschiedlichen Meinungen der Anwohner berücksichtigen. "Manche sind froh, dass sie nicht mehr in die Stadt müssen." Thomas Hofstätter (CSU) ging noch weiter: "Wir sind froh, dass da jemand was reininvestiert!" Auch BA-Chefin Sibylle Stöhr (Grüne) findet: "Wir hätten es mit den Investoren schlimmer treffen können." Die Bayerische Hausbau hat bereits Bereiche ihres Nahversorgungs-Karrees eröffnet, das Einkaufszentrum, das die Hamburger Immobilien-Entwickler von HBB halten, soll 2019 folgen.

Hinter der Entwicklungsgeschichte relativiert sich im BA-Sinn die Baustellen-Problematik. "Natürlich", so Kraus, sei eine jahrelange Baustelle "ein Problem". Wären die Arbeitszeiten moderater, würde aber doppelt so lange gehämmert. Nach dem, was Willy Mundigl (SPD) in Erfahrung gebracht hat, werden formal die Auflagen eingehalten. Trotzdem wurde dem Kritiker geraten, einen Anwalt zu nehmen, ein Lärmprotokoll zu führen und Ansprüche geltend zu machen.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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