Schwanthalerhöhe:Leinen los

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Am Rande des nördlichen Bavariaparks dürfen Hunde nun probeweise frei laufen

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Seit Jahren geht es hin und her - auch mal verbissen. Auf der einen Seite stehen Hundebesitzerinnen, die in nimmermüder Regelmäßigkeit bei den Lokalpolitikern eine Freilauffläche für ihre Vierbeiner fordern, denn daran, so die Antragstellerinnen, herrsche auf der Schwanthalerhöhe eklatanter Mangel. Die Mitglieder des Bezirksausschusses wehren auf der anderen Seite das Begehr regelmäßig mit großer Strenge ab. Sie verweisen unter anderem auf Interessenskonflikte mit den übrigen Nutzern der vorhandenen Freiflächen, darunter auch spielende Kinder. Der von den Wauwau-Freunden avisierte Bavariapark sei ohnehin tabu, weil als Naturbiotop ausgewiesen, in dem grundsätzlich Leinenzwang herrscht. Dass sich jetzt in der Frage zumindest eine Zwischenlösung anbahnt, ist wohl dem Oberbürgermeister zuzuschreiben.

Im November hat sich die Fiffi-Fraktion mit ihrem Wunsch an Dieter Reiter bei dessen öffentlicher Sprechstunde im Viertel gewandt. Im Anschluss an die Veranstaltung, so hieß es jüngst in der Sitzung des Bezirksausschusses, habe das Stadtoberhaupt dann die Verwaltung angewiesen, dem Gezerre der Parteien ein Ende zu bereiten und Kompromissvorschläge auszuarbeiten. Auf einen will sich das Stadtteilgremium jetzt tatsächlich einlassen - ausdrücklich aber erst mal probeweise für sechs Monate. Es geht um den grünen Streifen Wiese zwischen Schneckenplatz und Hans-Dürrmeier-Weg auf der nördlichen Seite des Bavariaplatzes - direkt angrenzend an den Radweg. Ein Grund, weswegen Holger Henkel (SPD) als einziger dem Versuch nicht zustimmen wollte. "Da ist viel Radverkehr und ich finde es schwierig, wenn man da Hunde frei laufen lässt." Über eine Einzäunung wurde noch nicht verhandelt.

Gern stimmten seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Gremium auch nicht zu. Das zeigt die lange Liste an Einschränkungen, die sie an das Einverständnis koppelten: "Die Menschen, die den Park als Erholungsfläche nutzen und ihre Sicherheit sind dem Bezirksausschuss wichtiger, als das Anliegen der Hundehalter...", schicken sie ihrem abgerungenen Okay voraus. In der gemeinsamen Stellungnahme heißt es dann weiter, "regelmäßige Präsenz der Grünanlagenaufsicht im Bavariapark" sei unabdingbar, um die vereinbarte Regelung zu kontrollieren. Hieße es auf dem Grünstreifen dann offiziell Leinen los, dürfe im Gegenzug auf den übrigen Flächen des Bavariaparks kein Hund mehr frei laufen, was, wie gesagt, ohnehin nicht gestattet ist im Naturbiotop. Wer gegen diese Vorschrift verstoße, solle nicht nur verwarnt, sondern sogleich mit Bußgeld belegt werden. Hundekottütenspender, ja, die wolle man an der Stelle dann auch noch.

Außerdem halten es die Mitglieder des Bezirksausschusses "für zumutbar, dass Hundehalter aus dem 8. Stadtbezirk die Theresienwiese als Freilauffläche nutzen, wie es auch schon häufiger erörtert und den Hundehaltern nahegelegt wurde". Die To-do-Liste geht nun ans Baureferat. "Die Entscheidung", sagt Sibylle Stöhr (Grüne) als Vorsitzende des Gremiums, "ob es hier eine Hundefreilaufwiese gibt oder nicht, wird letztendlich der Oberbürgermeister treffen".

Wissen lassen will man diesen aber auch, wie unstatthaft man die Online-Petition findet, mit der die Hundefreunde im Netz Unterschriften für einen geregelten Freilauf der Hunde im Bavariapark sammeln. Viele, die hier signierten, könnten keine Betroffenheit nachweisen, weil sie weder im Stadtteil noch in München zuhause seien. Man bezweifle daher die Rechtmäßigkeit der Unterschriftensammlung. Willi Mundigl schlussfolgerte: "Wenn da einer aus Montevideo unterschreibt, soll er seinen Hund dann auch in Montevideo spazieren führen!"

© SZ vom 24.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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