Schwanthalerhöhe:Blumen statt Autos

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Lokalpolitiker fordern, bei einem Wohnprojekt den Stellplatz-Schlüssel für den Bauherrn um die Hälfte zu reduzieren

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Lieber ein grüner Innenhof statt einer Tiefgarage, die erstens keiner nutzt und zweitens "sündteuer" zu bauen ist - auf diese verkürzte Formel lässt sich der Wunsch eines Bauherren bringen, der zusammen mit einem Nachbarn die rückwärtige Baulücke an der Landsberger Straße 14 und 18 schräg gegenüber des Augustiner Bräus schließen will.

Die maximal versiegelte heterogene Hinterhofsituation werde ersetzt durch eine Blockrandbebauung mit großzügiger grüner Freifläche, auf etwa eintausend Quadratmetern, erläuterte Eigentümer Anton Reich im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe. 54 neue Mietwohnungen sollten insgesamt entstehen. Laut Stellplatzverordnung der Stadt müssten für den Neubau 26 Stellplätze errichtet werden. Doch die würden in der bestens an das öffentliche Verkehrsnetz angebundenen Lage überhaupt nicht angefragt und gebraucht. Damit sei der Bau der dafür erforderlichen Tiefgarage nicht nötig, der obendrein den grünen Kern stören würde, argumentierte Reich. Die Hälfte der vorgeschriebenen Plätze ließe sich auch ohne das zusätzliche Bauwerk nachweisen. Die Stadtviertelpolitiker unterstützen sein Ansinnen.

Die Tram hält fast unmittelbar vor der Haustür, die S-Bahn an der Hackerbrücke ist 500 Meter entfernt und die nächsten zwei U-Bahnhöfe nicht viel weiter. Wer den öffentlichen Nahverkehr vor der Nase hat, argumentierte Reich in der Bezirksausschusssitzung, nutze den auch. Das zeige die Erfahrung. Sein Unternehmen besitze bereits direkt angrenzend an der Landsberger Straße 46 Wohnungen samt einer "großen leeren Tiefgarage" für 60 Euro pro Stellplatz. "Von dem Angebot hat seit Jahren kein einziger Mieter Gebrauch gemacht." Der Eigentümer gibt sich überzeugt: "Die brauchen's einfach nicht, wegen der extrem guten Anbindung." Man habe der Lokalbaukommission (LBK) deshalb vorgeschlagen, den Stellplatzschlüssel für den Neubau um 50 Prozent zu reduzieren. Ein Gutteil davon ließe sich in der weitgehend ungenutzten Nachbar-Tiefgarage nachweisen. Zusätzlich 15 neue Buchten würden im Innenhof für das angesiedelte Gewerbe erstellt. Eine Stellplatz-Reduzierung, so die Reaktion der LBK, sei nur bei Boardinghäusern möglich.

"Wir sollten bei der Stadt auf eine Stellplatzreduzierung um 50 Prozent dringen", riet Bezirksausschuss-Chefin Sibylle Stöhr (Grüne). "Wir sehen nicht", so Kollege Wilhelm Mundigl (SPD), dass deshalb Parkdruck entsteht". Gleichzeitig stellte er aber klar, "dass wir dadurch keinen Präzedenzfall schaffen wollen". CSU-Fraktionschef Thomas Hofstätter riet, die Verwaltung darauf hinzuweisen, dass beim Mietwohnungsbau Privatinvestoren gleichgestellt werden müssten mit der Stadt als Bauherr: "Für die hat man nämlich beim GWG-Bau an der Gollierstraße eine Ausnahme gemacht, obwohl dort höherer Parkdruck herrscht als an der Landsberger Straße." Per Antrag forderte das Gremium die Verwaltung geschlossen auf, den Stellplatzschlüssel für den Bauherrn um die Hälfte zu senken.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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