Schwanthalerhöhe:Des Westends Wunschliste

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Nicht angenehm für Radler ist die Schwanthalerstraße. Das soll sich aber noch heuer bessern. (Foto: Robert Haas)

Von Entmietung bis Wiesn-Chaos: Bürger dringen auf Abhilfe

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

Noch stimmt die Mischung im Westend, diesem bunten Viertel: viele Genossenschaftsbauten, ein Gewerbehof, in dem Künstler und Handwerker ihre Räume haben, Ateliers, eine lebendige Szene, zu der zig Initiativen und Einrichtungen beitragen. Aber auch hier steigt der Druck, macht sich der entfesselte Immobilienmarkt bemerkbar.

York Runte vom links-alternativen Wohnprojekt Ligsalz8 beantragte deshalb bei der Bürgerversammlung, ein Beratungsbüro "für von Verdrängung bedrohte Bürger, Kleingewerbler und Künstler" einzurichten, als Ergänzung, nicht als Konkurrenz zum Mieterverein zu verstehen. Der Bezirksausschuss solle aus seinem 130 000 Euro starken Budget im ersten Jahr eine 450-Euro-Kraft und die Telefonkosten finanzieren, danach könne man städtische Mittel beantragen. Nahezu alle Hände gingen für dieses "Musterbüro", das sich auch um Leerstände, Zweckentfremdung oder Wohnungstausch kümmern könnte, nach oben, ebenso wie für einen anderen Antrag, der auch auf die richtige Mischung abhob: Man müsse angesichts großer Einkaufszentren wie etwa das neue Forum Schwanthalerhöhe eine Strategie erarbeiten, die den inhabergeführten Einzelhandel im Viertel stärkt. Trockener Kommentar von SPD-Stadtrat Alexander Reissl, der die Versammlung leitete: "Am meisten helfen Sie inhabergeführten Geschäften natürlich, wenn Sie bei ihnen kaufen und nicht im Internet bestellen."

Mehrere Anträge kreisten um den Radverkehr, von einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Lastenfahrrad zum Ausleihen bis zu einer sinnvollen und sicheren Verbindung in die Innenstadt. Ein Besucher forderte breitere Radwege an der Ridlerstraße, eine Frau verlangte, einen Abschnitt der Schwanthalerstraße als Fahrradstraße auszuweisen. An der Schwanthalerstraße immerhin ist schon etwas in Rollen gebracht, informierte ein Vertreter des Planungsreferates. Noch in diesem Jahr wird probeweise ein Fahrradstreifen auf der Fahrbahn abmarkiert.

Weitere Punkte auf der Wunschliste der Bürger im Westend: die Nachpflanzung von Bäumen und so viele Hecken und Büsche wie möglich; eine Behindertentoilette beziehungsweise richtige Sanitärgebäude mit Umkleiden und Wickeltisch; eine elektronische Schranke wie an der Lothstraße für den "Stöpsel", jene nur für Linienbusse geöffnete Passage an der Trappentreustraße, durch die dennoch ständig Autos durchrauschen. Nicht erwünscht dagegen ist ein eingezäuntes Stück Grün, wo Hunde herumtollen können. "Wir haben keinen Platz abzugeben im Viertel an Hunde", hieß es in einem Gegenantrag zur Hundewiese.

Zur Sprache kommen in einem Wiesn-Anliegerviertel selbstverständlich auch jedes Jahr wieder die chaotischen Zustände in den umliegenden Straßen während des Oktoberfests. Schon lange fordert der Bezirksausschuss ein Wiesn-Verkehrskonzept, das wirklich greift; ein Anwohner aus der Anglerstraße schlug nun ein ganzes Bündel an Maßnahmen und Anreizen vor, damit Festbesucher nicht mit dem Auto anreisen: Einfahrverbote ins Gebiet innerhalb des Mittleren Rings für Nicht-Anwohner, eine Erhöhung der Bußgelder für Falschparker, eine bessere Ausschilderung der Sperrgebiete und ein kostenloses MVV-Wiesnticket. Trotz aller Zumutungen wolle er eines aber schon klarstellen: "Ich liebe die Wiesn!"

Für ein gewisses Maß Großstadttrubel, "ein lebendiges Viertel, in dem man nach 20 Uhr noch Menschen auf der Straße sieht", brach auch ein Anwohner aus der Schießstättstraße eine Lanze. Der Jugendtreff in der Feuerwache beispielsweise könne "nichts mehr, nicht einmal eine Lesung machen", ständig beschwere sich ein bestimmter Nachbar über Lärm. Und bei ihm selbst um die Ecke habe der Wirt einer netten, spanischen Kneipe nach einem halben Jahr entnervt aufgegeben, wegen der permanenten Klagen eines einzigen Nachbarn. Der Bezirksausschuss, bat er, möge bitte nicht auf jede einzelne Beschwerde über Ruhestörung anspringen. Auch für diesen wohl eher als Appell einzustufenden Antrag gab es großen Zuspruch an den vollbesetzten Wirtshaustischen.

© SZ vom 06.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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