Schwanthalerhöhe:Der schwierige Weg zum Auslauf

Lesezeit: 2 min

Hunde unerwünscht: Auch die Kazmairwiese ist vor Kurzem für Vierbeiner zur Tabuzone erklärt worden. (Foto: Florian Peljak)

Hundehalter auf der Schwanthalerhöhe suchen dringend ein Areal zum Herumtollen mit ihren Tieren ohne Leinenzwang

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöh

Warum soll das, was in einer immer enger werdenden Stadt für kreative Zweibeiner inzwischen zur allseits gefeierten Methode geworden ist, nicht auch zum Modell für Vierbeiner taugen? Die Zwischennutzung, in dem Fall nicht einer Immobilie auf Abruf, sondern eines Fleckchens Grün. Gerade Hundebesitzer, die in der Innenstadt leben, tun sich immer schwerer, eine Gassifläche in Wohnungsnähe zu finden, auf der sie ihren Fiffi mal von der Leine lassen können. Auf der Schwanthalerhöhe geht die Diskussion, die zwischen den Halterinnen der Haustiere und dem Bezirksausschuss seit einiger Zeit geführt wird, in eine neue Runde.

Ausgangspunkt ist nach wie vor die Klage, dass es im Viertel kaum Auslaufmöglichkeiten für Hunde gibt. Eine der wenigen ist der auf dem Gollierplatz eigens ausgewiesene Bereich. Die Kazmairwiese, die in der Vergangenheit von vielen genutzt wurde, ist tatsächlich eine Schulsportanlage und wurde deshalb kürzlich, damit es keine Missverständnisse mehr gibt, mit einem Hundeverbotsschild gekennzeichnet.

Mehrfach, zuletzt auch mit Unterstützung der Bürgerversammlung, forderten Hundehalterinnen entsprechende Freilaufflächen, etwa auch im Bavariapark. Der Standpunkt der Mehrheit des Stadtteilgremiums ist vergleichsweise stabil und wird gern auch von moralischen Hinweisen flankiert: Wer meine, mit Dackel & Co in die Innenstadt ziehen zu müssen, müsse sich fragen lassen, ob das überhaupt artgerecht sei, wo's doch bekanntermaßen gerade im inneren Zirkel Münchens an entsprechendem Freilauf mangele.

So in etwa verläuft auch die jüngste Neuauflage der Diskussion in der Sitzung des Bezirksausschusses, zu der einige Hundehalterinnen samt "Anschauungsmaterial" gekommen sind, um neuerlich eine leinenfreie Fiffi-Zone zu beantragen. Auch diesmal wird wieder der Bavariapark ins Auge gefasst. Auch diesmal verweisen die Lokalpolitiker darauf, dass der tabu sei. "Hier", so untermauert der stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Thomas Hofstätter (CSU), "handelt es sich um ein Naturdenkmal, und in dem herrscht Leinenzwang."

Auch der Vorschlag der Antragstellerinnen, im Winter, wenn im Bavariapark weniger los sei, früh morgens und am Abend eine Ausnahme zu machen, erteilt Anja Kaiser (Grüne) eine Absage: "Die Rechtslage ist bei einem Naturdenkmal eindeutig, da kann man zu bestimmten Zeiten keine Ausnahme machen."

"Wir hätten", schiebt eine Hundebesitzerin unermüdlich nach, "einfach gern in diesem Viertel eine entsprechende Möglichkeit; so fühlt man sich ganz schön diskriminiert", und ältere Menschen oder Schwangere könnten mit ihrem tierischen Begleiter auch "nicht sonstwohin fahren, um ihn frei laufen zu lassen". Auf der Theresienwiese gehe es auch nicht, weil hier entweder Großveranstaltungen stattfinden oder "Radler unterwegs sind, die wie Wahnsinnige durch die Gegend brettern".

Was denn, so ein Vorschlag aus der Hunde-Hüterinnen-Reihe, mit dem Bereich ums Umspannwerk am Rand des Bavariaparks sei? "Wir könnten auch einen Verein gründen, die Fläche einzäunen, mähen, die Verantwortung übernehmen", offeriert eine andere. Den Vorschlag will der Bezirksausschuss jetzt von der städtischen Verwaltung prüfen lassen. Auf den neuen Ansatz einer alten Idee will man sich dagegen nicht einlassen: Die schon mehrfach ins Gespräch gebrachte umzäunte Wiese um das ehemalige Wächter-Häuschen am Bavariapark. Weil das lange schon verwaiste Grundstück dem Kommunalreferat zufolge eventuell für eine soziale Nutzung zur Verfügung gestellt werden soll, könnte man doch hier, bis es soweit ist, Stöckchen für Bello werfen. Das verwunschene Gärtchen also als Interims-Paradies für Hunde? Interessanter Vorstoß, der dennoch Skepsis im Bezirksausschuss hervorruft, auch bei Thomas Hofstätter: "Da stellt sich halt die Frage der Verantwortlichen; jemand muss dafür sorgen, dass hier nichts passiert."

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: