Schwabing:Zu viel Müll, zu wenig Schatten

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Auf dem Interimsmarkt am Elisabethplatz besteht noch Optimierungsbedarf

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die Idee klingt charmant: Gäste des Interimsmarktes am Elisabethplatz sollen auch während der zwei- bis dreijährigen Neubauphase des Elisabethmarktes, also voraussichtlich bis 2023, im Grünen sitzen können. Auf einer 800 Quadratmeter großen Wiese, die direkt hinter den Verkaufscontainern beginnt und momentan fast ausschließlich von Hundehaltern genutzt wird. Der Enge zwischen den Ständen in der unterdimensionierten Gasse wäre so zu entkommen. Und auch der Andrang auf die derzeit raren Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten zum Kaffeetrinken würde sich damit in Luft auflösen.

Die Marktleute selbst hatten diese Anregung vor einigen Wochen in die Debatte geworfen - inzwischen wurde sie sowohl von Stadträtin Evelyne Menges (CSU) als auch vom Bezirksausschuss Schwabing-West in Antragsform gegossen. Ob sie umgesetzt wird, ist bislang allerdings offen, die Verwaltung prüft den Wunsch derzeit.

Der Interimsmarkt, anfangs eher wenig frequentiert, läuft laut Marktsprecher Karl Huczala jedenfalls mittlerweile ganz gut. "Die Leute sind da. Ich habe vielleicht zehn Prozent weniger Einnahmen als früher." Das Projekt, betont der Obst- und Gemüsehändler, sei "Neuland" für alle. "Dafür ist es echt okay." Immerhin hätten es die Markthallen geschafft, trotz Riesenbaustelle den Markt nur 20 Meter entfernt vom alten Standort aufzubauen.

Optimierungsbedarf gibt es bei der Zwischenlösung dennoch nach wie vor. Da ist zum einen die Müllentsorgung. Gab es früher für den gesamten Markt einen 15 Kubikmeter fassenden Müll-Presscontainer, wird der Abfall jetzt in mehreren 1100 Liter-Mülleimern entsorgt. Das aber bedeutet, dass die Müllabfuhr trotz baustellenbedingter Enge mehrmals in der Woche zum Leeren kommen muss. Westschwabings Lokalpolitiker bitten deshalb im Interesse der Standl-Inhaber darum, "zur früheren Praxis zurückzukehren". Auch wenn die Abstellfläche für solch einen Presscontainer vorübergehend den Raum von zwei Parkplätzen kosten würde.

Das zweite Manko, sagt Huczala, sei die fehlende Überdachung der Holzbuden. "Wir bräuchten", so der Marktsprecher, "dringend Markisen in Richtung Gisela-Gymnasium." Sie könnten verhindern, dass die Sonne durch die Vitrinen scheine. Inzwischen gelöst dagegen ist ein drittes Problem, der fehlende Internet-Anschluss. Mittlerweile, sagt Huczala und lacht, habe er auf dem Markt "einen besseren Empfang als bei mir zu Hause".

Unterdessen steht dem Fortgang der Bauarbeiten am Elisabethplatz vorerst nichts mehr im Wege. Die Wogen wegen fehlenden Lärm- und Staubschutzes vor dem Gisela-Gymnasium sind erst einmal geglättet. Nachdem vor wenigen Tagen die Bauaufsichtsbehörde vor Ort war, soll es nun Anfang November einen runden Tisch mit allen Beteiligten geben, um mögliche Maßnahmen zu diskutieren. "Die Markthallen München sind davon überzeugt, gemeinsam eine Lösung im Sinne aller zu finden", erklärt der Sprecher des Kommunalreferats, Andreas Sigl. Man habe ihm gegenüber "angedeutet", ergänzt Anwalt Julian Brune, dessen Töchter die Schule besuchen, "dass Geld in die Hand genommen werden soll, um die Kinder zu schützen".

Vorige Woche erst hatte der Jurist ein Schreiben an die Stadt geschickt mit der Forderung, die Bauarbeiten für den Neubau des Elisabethmarktes und den Komplex der Stadtsparkasse sofort einzustellen. Die Begründung: Wegen der Lautstärke der Baustelle könnten die Fenster im direkt angrenzenden Gisela-Gymnasium nicht mehr geöffnet werden - und damit das im Sinne des Corona-Schutzplanes vorgeschriebene Stoßlüften nicht praktiziert werden. Hätte die Stadt nicht reagiert, hätte der Anwalt versucht, beim Verwaltungsgericht München eine einstweilige Anordnung zu erwirken.

© SZ vom 28.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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