Schwabing:Ringen um alte Bausubstanz

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Vorhaben an der Wilhelmstraße 27 beschäftigt jetzt das Gericht

Der Kampf um die Erhaltung alter Bausubstanz in den besonders beliebten Stadtvierteln Münchens wird nach wie vor mit harten Bandagen geführt. So hat das vom Bezirksausschuss Schwabing-Freimann zu Hilfe gerufene Landesamt für Denkmalpflege zwar für das vom Abriss bedrohte Gebäude an der Wilhelmstraße 27 die Eigenschaft als schützenswertes Einzelbaudenkmal verneint. Allerdings präge das Gebäude in Verbindung mit der Baugruppe Wilhelmstraße 25 und Kaiserstraße 24 und als Bestandteil des Straßenbildes Wilhelmstraße das Denkmalensemble Nordschwabing sehr wohl mit.

Das städtische Planungsreferat hat daraufhin einen bis dahin ausgesetzten Antrag auf Abbruch und Neubau eines Wohngebäudes unter dieser Adresse abgelehnt. Der Eigentümer hat gegen diese Ablehnung Klage beim Verwaltungsgericht München eingereicht. Darüber, teilte die Untere Denkmalschutzbehörde im Planungsreferat, jetzt den Schwabinger Lokalpolitikern mit, sei noch nicht entschieden.

Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege führt das Anwesen auf seiner Homepage www.denkmalnetzbayern.de unter der Rubrik "Aufgepasst". Die Lokalpolitiker beziehen sich in ihrem Antrag auf Unterschutzstellung als Baudenkmal ausdrücklich auf diese Notiz im Internet. Darin heißt es, Bauherr des 1895 erbauten Hauses sei Georg Völkl gewesen, der an der Villenkolonie Pasing unter August Exter mitgewirkt habe. Das Mietshaus ging später an den Architekten Ernst Nawrotzki, der seine im Jahre 1907 genehmigten prunkvollen Veränderungen des Gebäudes nie verwirklicht habe.

Neben den Originalkastenfenstern seien zum großen Teil die alten Parkettböden, einige alte Kachelöfen, Zimmer- und Wohnungstüren, zum Teil auch Doppelflügeltüren, das alte Treppengeländer und der Terrazzoboden im Hauseingang erhalten. Seit jeher habe es zwei kleine Läden in dem Mietshaus gegeben, einen "Tante-Emma-Laden" und einen Milchladen, später lange Zeit einen Friseur. Aus dem "Tante-Emma-Laden" sei 1967 eine "Branntweinschänke" geworden, die in den wilden Sechzigerjahren unter dem Namen "Promillchen" bekannt geworden sei.

© SZ vom 02.09.2021 / tek - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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