Schwabing:Bedrohtes Biotop

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Die Blühwiesen an den Gleisen der Tram 23 bieten Insekten ein Festmahl. Jetzt breiten sich invasive Pflanzenarten aus

Von Nicole Graner, Schwabing

Diese filigranen Blütenstände sehen im Sommer eigentlich ganz hübsch aus, doch sie täuschen über das hinweg, was der Staudenknöterich eigentlich tut. Ist er nämlich einmal gut angewachsen, breitet er sich auf rasante Weise aus und wird oft zu einem derart dominanten Bestand, dass die Bekämpfung der invasiven Pflanze sehr schwer wird. Der Staudenknöterich ist nun auch auf den Wiesen entlang der Trambahngleise der Linie 23 zu Hause. Und das zum Teil auf Wiesen, die eigentlich Blühwiesen sein sollen. Sie zu erhalten ist ein großes Anliegen der Grünen im örtlich zuständigen Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann.

Schon einmal, nämlich 2019, hatte sich der BA an die Stadt gewandt - mit der Bitte, ein Mähkonzept für diese Flächen entlang der Tramlinie vom Schwabinger Tor bis zur Haltestelle Schwabing Nord zu erstellen. Damals wurde versprochen, die Wiesen nur einmal zu mähen, und das nach der Blütezeit. In diesem Jahr nun wurden Wiesenstücke in der Zeit von 6. bis 10. August komplett abgemäht - Grund genug für die Grünen, den Antrag explizit noch einmal zu stellen. Mit klaren Ansagen. Die Mahd im August zeige nämlich, "dass weder dem Gartenbaubetrieb noch der Verwaltung bewusst ist, welch einzigartiges Biotop diese Wiesen darstellen", heißt es im Antrag. Für Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge, sei das gerade im August, wenn die Nahrungsquellen knapp würden, eine "Katastrophe". Das Mähkonzept soll folgende Punkte enthalten: die genaue Festlegung, in welchem Zeitraum gemäht werden darf, welche Stellen ein- oder zweimal im Jahr gemäht werden sollen, wie etappenweises Mähen aussehen könnte, was mit dem Mähgut passiert und wie mit invasiven Arten umgegangen werden soll. Womit der wuchernde Staudenknöterich wieder ins Spiel kommt.

Warum nichts weiterging am Tram-Biotop? Die Zuständigkeiten seien, so die Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt-, Baum- und Klimaschutz, Barbara Epple (Grüne), "schwierig gewesen". So gebe es unterschiedliche Zuständigkeiten für die Gleisflächen, die Wiesenflächen und die anliegenden Flächen. Bei einer Begehung mit den Referaten habe die Stadt aber nun signalisiert, dass man über alle "Abteilungen hinweg" an einem Konzept arbeiten wolle. Der BA stimmte dem Grünen-Antrag zu. Außerdem ist Barbara Epple, wie sie sagt, "zuversichtlich", dass es jetzt mit einem sinnvollen Mähkonzept klappt.

© SZ vom 05.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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