Schutz gegen Terror:Stadt gibt Studie zu Pollern und Schranken in Auftrag

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Am Jüdischen Zentrum gibt es bereits versenkbare Poller. (Foto: Claus Schunk)
  • Die Stadt München will von Experten untersuchen lassen, wie sich Flaniermeilen und Open-Air-Veranstaltungsorte wirkungsvoll gegen Terrorattacken absichern lassen.
  • Als Barrieren sind gängige Elemente wie Betonblumenkübel, Schranken, Betonleitwände oder Poller im Gespräch.
  • Das Kreisverwaltungsreferat warnte jedoch schon damals davor, die Schwierigkeiten der Anti-Terror-Hindernisse zu unterschätzen.

Von Dominik Hutter, München

Die Stadt München will von Experten untersuchen lassen, wie sich Flaniermeilen und Open-Air-Veranstaltungsorte wirkungsvoll gegen Terrorattacken absichern lassen. Der Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats brachte am Dienstag in nicht-öffentlicher Sitzung eine entsprechende Machbarkeitsstudie auf den Weg. Zudem beschloss die Stadt, Betonelemente anzuschaffen, die als Barrieren gegen Fahrzeugdurchbrüche dienen können. Die Sperren sollen eingelagert werden.

Einen konkreten Anlass für die Anti-Terror-Überlegungen gibt es offenbar nicht. Die Studie geht letztlich auf die intensive Sicherheitsdebatte vor einem Jahr zurück, bei der vor allem die CSU nach dem Attentat auf den Ramblas von Barcelona zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen auch in München angemahnt hatte. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte unter dem Eindruck der damaligen Ereignisse das Kreisverwaltungsreferat zur Prüfung weitergehender Sicherheitsmaßnahmen aufgefordert.

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Untersucht werden sollen vor allem Plätze wie die Fußgängerzone in der Altstadt, historische Orte und Veranstaltungsstätten wie der Königsplatz, Fanmeilen bei Fußballereignissen oder auch die Standorte diverser Weihnachtsmärkte. Als Barrieren sind gängige Elemente wie Betonblumenkübel, Schranken, Betonleitwände oder Poller, bei Bedarf auch im Boden versenkbar, im Gespräch. Möglicherweise könnten sogar größere städtische Fahrzeuge als Hindernisse an neuralgischen Plätzen abgestellt werden.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen mit versenkbaren Pollern, die selbst großen Lastwagen standhalten könnten, gibt es in München bereits rund um die Theresienwiese sowie am Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz. Die CSU hatte vor einem Jahr beantragt, sämtliche Zufahrten zur Fußgängerzone mit derartigen Pfosten abzusichern. Sie sollten nach dem Vorbild von Salzburg während der Anlieferzeiten zentral geöffnet und anschließend wieder geschlossen werden. Rettungskräfte und Polizei müssten die Barrieren jederzeit öffnen können.

Das Kreisverwaltungsreferat warnte jedoch schon damals davor, die Schwierigkeiten der Anti-Terror-Hindernisse zu unterschätzen. An vielen Stellen seien versenkbare Poller gar nicht möglich, weil der notwendige Platz unter Straßenniveau fehle. Dort verlaufen oft Kanäle oder Kabel, zudem wimmelt es in der Innenstadt von U- und S-Bahn-Röhren. Zudem warnte die Behörde davor, auf absolute Sicherheit zu hoffen. Terroranschläge müssten nicht zwangsläufig per Lkw verübt werden, und es sei schwierig, große Gebiete mit vielen Zugängen gegen Angriffe mit Schusswaffen, Messern oder Sprengsätzen zu schützen. Das Kreisverwaltungsreferat beteuerte, in ständigem Austausch mit der Polizei zu stehen.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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