Schulplanungen:Auf Sparflamme

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Hat zu wenig Platz: Schulleiter Luitpold Klotz. (Foto: Robert Haas)

Weil der versprochene Ausbau auf sich warten lässt, will das Käthe-Kollwitz-Gymnasium weniger Kinder aufnehmen - auch gegen den Willen der Stadt

Von Jakob Wetzel, München

Einen Platz am Käthe-Kollwitz-Gymnasium an der Nibelungenstraße zu bekommen, ist bisher schon nicht leicht gewesen. In Neuhausen und Nymphenburg gibt es zu viele Kinder für zu wenige öffentliche Gymnasien, und die Schule hat noch dazu das Pech, sehr beliebt zu sein. Immer wieder habe sie in den vergangenen Jahren Kinder abweisen müssen, zuletzt etwa 60, also zwei ganze Klassen, sagt Direktor Luitpold Klotz. Längst ist geplant, das städtische Gymnasium zu erweitern. Doch der Baubeginn ist nicht in Sicht - und statt dass sich die Schulnot lindern würde, wird der Engpass jetzt wohl noch schlimmer.

Denn das Käthe-Kollwitz-Gymnasium hat angekündigt, nun kürzerzutreten. Statt sechs fünfte Klassen soll es vom kommenden Schuljahr an nur noch vier geben - so lange, bis die Schule endlich ausgebaut sei, sagt Schuldirektor Klotz. "Wir müssen drosseln." Dem städtischen Bildungsreferat habe er das bereits mitgeteilt. Und den Eltern rät er, sich Alternativen zu seiner Schule zu überlegen und dabei auch weitere Wege in Kauf zu nehmen. "Das ist nicht schön", sagt er. Aber es gehe nicht anders.

"Wir sind vom eigenen Erfolg überrollt worden", sagt Klotz. Noch vor wenigen Jahren hatte das Käthe-Kollwitz-Gymnasium nur einen sprachlichen Zweig. 2014 aber führte es zusätzlich einen naturwissenschaftlich-technologischen Zweig ein. Seitdem ist die Schülerzahl drastisch angestiegen, von 734 auf jetzt 1060 . Mit dem Wechsel zurück zum neunstufigen Gymnasi- um wird die Schülerzahl weiter steigen.

Er habe sich darauf verlassen, dass die Stadt die Schule dem steigenden Bedarf anpasse, sagt Klotz. 2016 erhielt das Gymnasium immerhin einen Containerbau mit elf zusätzlichen Klassenzimmern. "Das ist prima", sagt der Schulleiter, "aber das löst unser Problem nicht". Denn das seien nicht so sehr die Klassenzimmer, sondern neben der zu kleinen Mensa und der ebenfalls zu kleinen Turnhalle vor allem die Fachsäle für den Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern. Von diesen Sälen gebe es zu wenige, und die jetzigen seien noch dazu in verheerendem Zustand, erklärt Klotz: Es gebe sogar Sicherheitsbedenken. Die Lehrer würden nur mehr sehr zurückhaltend Versuche machen. Der versprochene Ausbau mit neuen Fachsälen aber lässt auf sich warten.

Die Stadt kennt die Probleme. Sie investiert derzeit mehrere Milliarden Euro, um neue Schulen zu bauen und alte zu sanieren sowie zu erweitern. Für ihr erstes Schulbauprogramm hat die Stadt 2016 alleine 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt; das zweite beschloss sie 2017, es umfasst 2,38 Milliarden Euro. Und in Letzterem ist auch das Käthe-Kollwitz-Gymnasium berücksichtigt: Sie soll nach dem Ausbau bis zu sechs Parallelklassen pro Jahrgang aufnehmen können. Später soll außerdem die Mensa vergrößert werden, und es soll eine neue Dreifachsporthalle sowie ein Schulschwimmbad geben. Laut Baureferat laufen aber derzeit noch die Planungen. Mit einem Baubeginn rechne man nicht vor 2022, teilt das Referat mit.

Klotz aber will sich darauf nicht verlassen. "Eigentlich bräuchte ich jetzt schon einen Bagger hier", sagt er. Und für die Pläne sei er natürlich dankbar. "Aber das kommt alles erst irgendwann, und für irgendwann kann ich keine Schule planen." Er habe seine Not dem Bildungsreferat immer wieder mitgeteilt, aber dort zucke man nur mit den Schultern, sagt Klotz. "Unter diesen Umständen müssen wir drosseln, um mittelfristig einen geordneten Schulbetrieb aufrechtzuerhalten."

Für das Bildungsreferat ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Schulleiter habe zwar die Organisationshoheit über seine Schule, sagt eine Sprecherin. Er könne aber nicht alleine darüber entscheiden, wie viele Eingangsklassen es gebe. Die Verteilung der Schüler werde zwischen den Schulen, dem Bildungsreferat und der staatlichen Schulaufsicht abgestimmt. Im Extremfall könne Letztere sogar Schüler an einzelne öffentliche Schulen zuweisen, an staatliche ebenso wie an städtische. So weit komme es aber normalerweise nicht. In der Regel finde man eine Lösung.

"Ich sehe auch keinen Grund zur Konfrontation, denn die Dinge sind ja klar", sagt hingegen Klotz. Ohne genügend Fachsäle könne er eben nicht beliebig viele Kinder aufnehmen. Für die Eltern im Stadtteil wird die Schulsuche nun ziemlich schwierig. Mit nur noch vier Eingangsklassen werde sich der Radius des Einzugsbereichs auf vielleicht 900 Meter verringern, sagt Klotz - das würde nicht einmal bis zum Rotkreuzplatz reichen, und dabei sei das noch optimistisch. "Wir hoffen sehr, dass es vorangeht", sagt Klotz. "Aber wenn nicht, dann machen wir eben weiterhin eine gute Schule, nur mit einem kleineren Einzug und weniger Schülern. Das ist nicht in meiner Hand."

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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