Schulbetrieb:Lehrer schlagen Alarm

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Kollegium der Ricarda-Huch-Realschule kritisiert die Situation in der Zweigstelle an der Karl-Theodor-Straße

Von Ellen Draxel, Schwabing

An der Städtischen Ricarda-Huch-Realschule läuft der Schulbetrieb nicht so, wie sich die Mehrheit der Lehrer das wünschen würde. Laut einem von vier Personalräten "im Auftrag des Kollegiums" unterzeichneten Schreiben der Schwabinger Schule, das an das Bildungsreferat, an Stadtschulrätin Beatrix Zurek, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), mehrere Stadträte und die beiden Schwabinger Bezirksausschussvorsitzenden Werner Lederer-Piloty und Walter Klein (beide SPD) ging, sind vor allem diejenigen Lehrkräfte, die an der Zweigstelle an der Karl-Theodor-Straße 90 unterrichten, "mehrheitlich unzufrieden mit der Gesamtsituation".

Der Hauptsitz der Schule befindet sich zwar an der Wilhelmstraße 29. Aus Platzgründen ist aber ein Teil der Klassen ausgelagert. An diesem zweiten Standort in unmittelbarer Nachbarschaft der Gymnasien Willi-Graf und Sophie-Scholl fehlt es dem Brief zufolge an Fachräumen für Chemie, Physik, Biologie und Werken, die Klassenzimmer sind mittlerweile zu klein angesichts der hohen Schüleranzahl in einigen Klassen.

Außerdem, kritisieren die Personalräte, seien die Räumlichkeiten ungeeignet für den Ganztagesbetrieb: Es gebe keine Turnhallen, keine Ausweichmöglichkeiten bei schlechtem Wetter und keine Rückzugsmöglichkeiten für Schüler und Lehrer. Kollegen, die im Haupthaus und in der Zweigstelle unterrichteten, seine aufgrund des permanenten Dienststellenwechsels überbelastet: "Selbst junge Lehrkräfte klagen bereits über Burn-Out-Erscheinungen."

Nicht einverstanden ist der Großteil des Kollegiums außerdem mit der Art, wie hier der Ganztagesunterricht abläuft. "Der rhythmisierte Ganztagesunterricht", monieren die Unterzeichner, "ist durch die zuständige Fachabteilung vorgegeben worden, eine Diskussion über ein offenes Ganztageskonzept wurde nicht zugelassen". Die Lehrer sind jedoch der Ansicht, dass "dringend" eine bedarfsgerechte Befragung der Eltern über eine Ausweitung des Ganztagskonzepts sowie über flexible Betreuungsangebote, orientiert an den Bedürfnissen der Schüler, durchgeführt werden müsse - mit dem Wissen im Hintergrund, dass es ohnehin zu wenig Klassenzimmer für alle Ganztagesklassen gebe. Finanzielle Aspekte jedenfalls, fordern sie, sollten bei der Wahl eines tragfähigen pädagogischen Konzepts keine entscheidende Rolle spielen.

Für das Referat für Bildung und Sport erklärte Ulrich Lobinger von der Pressestelle, präferiert werde "der gebundene Ganztag als wertvolles pädagogisches Konzept". Die Behörde sei aber, wie von der Schule gewünscht, grundsätzlich zu konstruktiven Gesprächen bereit, um die angesprochenen Probleme erörtern zu können. Die Fachabteilung befinde sich bereits "in engem Austausch mit der Schule". Einen Termin gebe es bislang allerdings nicht.

Langfristig ist von der Stadtverwaltung geplant, für die Ricarda-Huch-Realschule an der Karl-Theodor-Straße einen Neubau zu erstellen und den bisherigen Standort der Realschule an der Wilhelmstraße 29 alleine der dortigen Grundschule zur Nutzung zu überlassen. Dem zweiten Schulbauprogramm zufolge, das noch im Juli dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden soll, ist nämlich vorgesehen, das komplette Schulgelände nahe dem Scheidplatz inklusive der Gymnasien als "strukturell komplexen Standort" mit einem zusätzlichen Haus für Kinder zu entwickeln.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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