Schul-Büchereien:Eine Frage der Lesenserfahrung

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Ausleihe in Schulbüchereien soll bald flächendeckend per App möglich sein

Von Melanie Staudinger

An der Grundschule am Hildegard-von-Bingen-Anger ist die App längst Alltag. Alle zwei Wochen kommen die Kinder in die Schülerbücherei, geben ihr altes Buch zurück und holen sich ein neues. Der komplette Ausleihvorgang funktioniert digital: Das hat die Schule dem Vater Thomas Hirsch zu verdanken, der beruflich in der bayerischen Finanzverwaltung arbeitet und privat eine Software für die Schulbibliothek programmiert hat. Die "Bücherei-Verwaltung" kann Bücherdaten aus bestehenden Datenhaltungen importieren, Nutzerausweise erzeugen und Barcode-Etiketten zum Labeln der Bücher erstellen.

Was an der Grundschule am Hildegard-von-Bingen-Anger funktioniert, müsste sich doch an anderen Schulen auch realisieren lassen, findet zumindest die Stadtratsfraktion der Grünen. Sie fordert das Bildungsreferat auf, in Zusammenarbeit mit der Münchner Stadtbibliothek eine eigene Schulbücherei-App für alle Münchner Schulen auf Grundlage der bereits bestehenden "Bücherei-Verwaltung" der Hildegard-von-Bingen-Schule zu entwickeln. Zusätzlich soll die Stadtverwaltung eine Kampagne starten, um einerseits für das Ausleihen von Büchern und Lesen zu werben und andererseits Eltern, Lehrer, Firmen, Gewerbebetriebe und Freiwillige zu bitten, beim Katalogisieren zu helfen oder Bücher zu spenden.

Schülerbüchereien, so argumentieren die Grünen, geben für Kinder einen guten Einblick in die Welt des Lesens und der Printmedien. Sie bieten ihren Nutzern eine kleine Auswahl des riesigen Medienkosmos - "niemals allumfassend, jedoch meistens bestehend aus vielen interessanten und unterhaltsamen Medien". In schuleigenen Bibliotheken gelte es, neben fachlich wichtigen Inhalten auch Angebote zu machen, "welche die Fantasie und somit die Kinder zum Lesen anregen", schreiben die Grünen.

In der digitalen Welt sei es für Kinder und Jugendliche aber üblich, ihre Belange über Smartphone und Tablets sowie die darauf enthaltenen Apps zu regeln - wenn diese gut programmiert seien. "Eine Bibliotheksapp, welche sich auf die einfachsten Funktionalitäten beschränkt, im Offlinemodus arbeitet und alle Datenschutzbestimmungen erfüllt, bietet eine hervorragende Möglichkeit, um eine kleine Bibliothek zu realisieren und die Kinder und Jugendlichen für das Thema zu begeistern", erklärt die Grünen-Stadtratsfraktion. Der Aufwand für das Projekt sei gering. Schließlich habe Thomas Hirsch bereits den Großteil der Vorarbeit erledigt. Die Stadt müsse die App nun nur in Absprache mit ihm so weiterentwickeln, dass sie an allen Schulen einsetzbar werde, so die Grünen.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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