Schlägerei nach Boxkampf:Starker Gegner

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Nach der Prügelei mit seinem Boxkollegen David Haye nahm die Polizei den Boxer Dereck Chisora am Flughafen München fest. Wegen der aggressiven Stimmung waren Spezialkräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) dabei. Das Interesse der Medien aus aller Welt ist enorm.

Florian Fuchs

Es war diese eine Frage, die alle interessierte: Wie gefährlich ist es, einen Boxer festzunehmen? Dereck Chisora wiegt mehr als 100 Kilo, ein Kerl wie ein Bulle, und gute Laune hatte er sicherlich nicht, als er nach dem verlorenen Kampf gegen Vitali Klitschko und seiner Prügelei mit Boxkollege David Haye am Sonntagmorgen am Flughafen München auf seinen Rückflug nach England wartete. "Anfangs war die Stimmung nicht einfach", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger, "es lag Aggressivität in der Luft." Chisora hat sich dann aber brav mitnehmen lassen, schließlich hatten die Beamten zur Festnahme extra Spezialkräfte des SEK mitgebracht. So etwas beeindruckt selbst den stärksten Kerl.

Dereck Chisora am Flughafen in London-Heathrow. (Foto: AP)

Die Staatsanwaltschaft ermittelt momentan im Fall Chisora vs. Haye wegen des Verdachts der - vielleicht sogar gefährlichen - Körperverletzung und Bedrohung. Normalerweise, sagt Wenger, kriegt er bei so einem Fall in München Anrufe von Journalisten "zwischen Hasenbergl und Giesing". Diesmal jedoch klingelten Medienvertreter "von Moskau bis London" durch. Solch einen Auftrieb hatten sie schon lange nicht mehr im Polizeipräsidium.

Als Brenos Haus Ende vergangenen Jahres in Flammen stand, da war auch einiges los, sie mussten den Verteidiger des FC Bayern München zur Vernehmung aufs Präsidium bringen. Noch spektakulärer war die Prügelei im Club-Keller des Bayerischen Hofs vor fast zehn Jahren, bei der Oasis-Sänger Liam Gallagher seine Schneidezähne verlor. Damals empfing Gallagher einen Beamten mit einem Tritt in die Rippen, mit zehn Streifenwagen mussten Beamte anrücken, um den Engländer abzuführen. Bei der Festnahme von Chisora nun war es einfacher. "Wir konnten uns ja vorbereiten", sagt Wenger, "Prominenter hin oder her: Problematischer sind für uns Fälle, zu denen wir spontan gerufen werden und nicht wissen, was hinter der Hausecke lauert."

Für die Polizei ist die gröbste Arbeit nun ohnehin erledigt. Chisora durfte am Abend doch noch nach England fliegen. Sein Anwalt Werner Leitner plädiert auf Notwehr, wie er am Montag zur SZ sagte. Und bei seinem Kontrahenten Haye prüft die Staatsanwaltschaft, ob sie ein Rechtshilfeersuchen an England stellen wird. Der Brite war bereits morgens um 6 Uhr heimgeflogen - bevor ihn die Beamten abpassen konnten.

© SZ vom 21.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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