Schlachthofbronx in der Muffathalle:Bis der Bass die Sicht wegbläst

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Bei "Blurred Vision" in der Muffathalle wollen die Musiker von Schlachthofbronx ihr Lautsprechermonster auffahren. (Foto: Bergmueller/oh)
  • Die Münchner Elektro-Künstler Schlachthofbronx spielen bei "Blurred Vision" in der Muffathalle und stellen ihr neues Album vor.
  • Auf der riesigen Anlage toben sich am Samstag zahlreiche weitere befreundete DJs aus.

Von Michael Zirnstein

Es ist ein Mythos in der Szene: Blurred Vision. Die Musik drückt dann so mächtig, dass einem die Sicht verschwimmt. Nun haben die zwei Münchner Bass-Bastler der Schlachthofbronx zwar ein gewaltig dröhnendes Festival nach diesem Phänomen benannt, aber Jakob glaubt nicht, dass es dazu kommen wird. "Erst mal bin ich vielleicht nicht der Richtige, um das zu beurteilen: Ich schiele und trage Brille. Aber der Effekt tritt auch eher in kleinen Clubs auf, wo sich die wenige Luft gut komprimieren lässt. In der Muffathalle ist zu viel Raum nach oben."

Ein schönes Gefühl sei aber ebenso, wenn die Nackenhaare im Bass-Takt zittern, wenn die Kickdrum auf den Brustkorb drückt, und wenn die Hosenbeine zu flattern beginnen. Und das dürften die Lautsprechertürme von zehn Metern Breite und drei Metern Höhe namens Elemental Waves Soundsystem schaffen: 16 Woofer, acht Basshörner, 16 Kickdrums plus Mittel- und Hochtöner mit insgesamt 50 000 Watt sollen "eine urwüchsige Kraft" entfesseln. Ein Wand-gewordener Traum.

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Eine Ebene, die Otto-Normal-Hörer sonst nicht erleben

Den weltweit gefeierten Elektro-Forschern geht es aber nicht um Hifi-Schnickschnack "mit beatmeten Goldkabeln für kristallklare Höhen", sondern darum, ihren Sound "körperlich erfahrbar zu machen". Das ist eine Ebene, die Otto-Normal-Hörer mangels Anlage nie erleben. Bene und Jakob sind dorthin auf den Paradewagen des Notting Hill Carnivals in London vorgedrungen oder bei Gigs in Mexiko, wo ihnen die Veranstalter "nicht irgendwelche 08/15-Anlagen hinstellen, sondern eine selbst gebaute von einem Cousin". Erst mit so viel Energie verstehe der Mitteleuropäer etwa, dass eine vor sich hindudelnde Cumbia eine Bassline besitzt, zu der man fünf Stunden lang in einem dunklen Keller tanzen muss.

Die Schlachthofbronx wird auf dem Bassmonster Tracks des bald fertigen neuen Albums spielen, aber auch eigens dafür Fabriziertes mit Extra-Wumms: Detroiter Ghettotech, Baile Funk, Balkanbeat, bayerische Blasmusik, Reggae, Dub - alles was ihr Munich-Bass-Mixer hinausbläst. Für ihre ganznächtige Feier haben sie Münchner Freunde zusammengetrommelt wie DJ Explicit, Top Shotta, Jay Scarlett oder Demint, deren Dubstep, R'n'B, Techno "und abgefahrenen Sachen, die keinen Namen haben", die sie längst einmal auf so einer Anlage hören wollten.

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Die Elektromusiker "Schlachthofbronx" bereisen Bühnen auf der ganzen Welt. Ihr Sound verbindet Detroiter Ghettotech, brasilianischen Baile Funk, Klänge der Roma und Zwischenrufe in Münchner Mundart. Das ist nicht subtil, aber große Kunst - und fordert zum hemmungslosen Arschgewackel auf.

Alexis Waltz

Samstag, 5. März, 23 Uhr, Muffathalle, Zellstr. 4

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