Schießen:Vorgezogenes Finale

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Prittlbachs Luftgewehr-Team trifft früh auf den Titelverteidiger

Von Julian Ignatowitsch, München

Ein erster Platz muss nicht immer ein Vorteil sein. "In diesem Fall ganz sicher nicht", sagt Trainer Ralf Horneber und lacht. Sein Luftgewehr-Team Germania Prittlbach hat die Hauptrunde der Bundesliga Süd souverän als Erster beendet, zehn von elf Wettkämpfen gewonnen. Nur im letzten Duell war etwas die Luft raus. "Das war eine sehr starke Saison", fasst Horneber zusammen. Allerdings steht der entscheidende Teil noch aus: Am Wochenende findet die Finalrunde in Paderborn statt, dort wird der neue Meister gekürt.

Prittlbach tritt schon im Viertelfinale gegen Titelverteidiger und Gastgeber Hubertus Elsen an, soviel zum vermeintlichen Vorteil. "Der schwerste Gegner, den wir hätten bekommen können", meint Horneber. Am Modus liegt es nicht (der Erste der Gruppe Süd trifft auf den Vierten der Gruppe Nord), sondern daran, dass der Gegner aus Paderborn während der Saison regelmäßig auf seine besten Schützen verzichten musste. Im Finale bietet er natürlich alle auf. 50:50 sehe er die Chance fürs Weiterkommen, schätzt Horneber. Vielleicht mache gerade das Heimrecht den Paderbornern den Arm schwer: "Der Druck vor heimischem Publikum ist beim Finale extrem. Da will man natürlich nicht gleich im Viertelfinale ausscheiden." Hornebers Team habe dagegen "nichts zu verlieren".

Diese Unbefangenheit hat Prittlbach schon die ganze Saison über stark gemacht. Während Traditionsvereine wie die HSG oder "Der Bund" München jedes Jahr mit hohen Ansprüchen starten und bis zum ersten Schützenmeister hinauf kritisch die Ergebnisse ihrer Mannschaft beäugen, geht der Vorstadtklub aus Hebertshausen stets entspannt in die neue Runde. "Schau'n mer mal" - diese beckenbauersche Nonchalance gibt Trainer Horneber seinen Schützen nun auch im Finale mit. Die Geräuschkulisse beim Abschluss-Event ist berüchtigt. Andere Vereine versuchen den Lärm im Training zu simulieren, Horneber kann über solche Versuche nur schmunzeln: "Wir haben ganz normal trainiert. Ich vertraue meinen Schützen."

An vorderster Stelle: Isabella Straub. Sie ist für Horneber "die beste deutsche Luftgewehr-Schützin ohne internationalen Titel". Die 25-Jährige ist mehrfache deutsche Meisterin und schießt seit Jahren auf konstant hohem Niveau. Mit einem Schnitt von 396,27 Ringen gehört sie zu den Besten der Liga. Mehrmals schaffte sie in der Vergangenheit das perfekte Ergebnis von 400 Ringen, in dieser Saison schrammte sie daran zweimal um Millimeter vorbei. "Durch ihre positive Art nimmt sie die ganze Mannschaft mit", schildert der Trainer. Straub selbst will 2020 zu den Olympischen Spielen in Tokio, dazu muss sie sich in den kommenden Jahren auch international behaupten. "Sie hat absolut das Zeug dazu", glaubt Horneber. Im Viertelfinale trifft Straub vermutlich auf den deutschen Olympia-Teilnehmer Julian Justus.

In Anna-Lena Kinateder, Sebastian Franz, Julia Bauer und Yvonne Jaekel hat Prittlbach vier fast gleichwertige junge Schützen für die Positionen drei bis fünf, dazu kommt an Setzplatz zwei der Österreicher Martin Strempfl. "Die Ausgeglichenheit hat uns während der Saison geholfen", sagt Horneber. Bei kurzfristigen Ausfällen kann man sofort reagieren. In der Breite stellt Prittlbach das beste Team. Ob es auch in der Spitze reicht, wird man sehen.

Und das Meisterschaftsfinale am Sonntag? "Ich habe noch nicht mal geschaut, um wie viel Uhr das ausgetragen wird", sagt Horneber. Der erste Wettkampf ist auf jeden Fall für Samstag, 14.15 Uhr angesetzt. Weiter denken sie in Prittlbach vorerst nicht.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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