Roman "Schwitters":Dada im Exil

(Foto: N/A)

Ulrike Draesner: "Schwitters"

Von Antje Weber

"Ein Exil erlebte man auf verschiedenen Höhen: oben, wo die Augen waren. Im Sitzen, zwischen den Stühlen. Auf den Knien. Stolpern, fallen, der Länge nach hingeschlagen. Wenn man Pech hatte, biss man ins Gras. Dann lag man weit unten, dort, wo die Wurzeln saugten." Diese Gedanken schiebt Ulrike Draesner in ihrem nominierten Roman "Schwitters" ebenjenem Kurt Schwitters unter. Das Exil beschäftigt die Autorin seit langem, ihren Roman sieht sie als zweiten Teil einer Trilogie zum Thema.

Am Dada-Lyriker, Grafiker und Künstler Kurt Schwitters (1887-1948), dem unter anderem sein "Merzbau" ein ewig schillerndes Andenken sichert, interessieren Draesner entsprechend vor allem die letzten Jahre, in denen ihn die Nazis ins Exil nach Norwegen und später England zwangen. Angemessen verspielt in der Sprache und mit kluger Dramaturgie nähert sich Draesner nicht nur dem Künstler, sondern sehr einfühlsam auch seiner Ehefrau Helma, die ihn von Deutschland aus versorgte.

Herausgekommen ist keine Biografie im üblichen Sinne, sondern ein einfallsreicher biografischer Roman. Der nicht zuletzt auch ein Versuch ist, die Bürde eines Lebens in zwei Sprachen auf sich zu nehmen: Draesners Plan, den Roman erst auf Englisch zu verfassen und dann ins Deutsche zu übertragen, scheiterte allerdings. Die deutsche Fassung erwies sich als "ausgesprochen bockig". Doch Draesner war gewarnt: Biografien, so schreibt sie, seien ein "so ein- wie niederträchtiges Genre".

Ulrike Draesner: "Schwitters". Penguin Verlag, 474 Seiten, 25 Euro

© SZ vom 19.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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