Reihe:Von Washington nach Hollywood

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Verhaltensauffällige Präsidenten gab es schon früher, das Filmmuseum widmet ihnen eine Schau: "American Politics" zeigt, wie Politik im Kino dargestellt wird.

Von Josef Grübl

What's New Pussygrabber? From First to Last? Oder doch nur: The Donald Incident? Die ersten Drehbücher über den aktuellen US-Präsidenten liegen sicher schon in den Schubladen der Hollywoodstudios, ob und unter welchem Titel sie verfilmt werden, hängt vom weiteren Verlauf seiner Politkarriere ab.

Erste filmische Annäherungsversuche gibt es aber bereits: In Donald Trump's The Art of the Deal stülpt sich Superstar Johnny Depp die Goldperücke über, der 50-minütige TV-Film ist eine satirische Adaption des gleichnamigen Ratgeberbuchs. Er wurde im Jahr 2016 während des Wahlkampfs gedreht und im Internet veröffentlicht, verhindern konnte er den Einzug des Egomanen ins Weiße Haus aber nicht.

Das Filmmuseum zeigt in den kommenden Wochen Satiren, Komödien, Dramen und Thriller aus dem US-Politbetrieb. Unter dem Titel "American Politics" werden 23 Spiel- und Dokumentarfilme aufgeführt, darunter sind Hollywoodklassiker wie Mr. Smith goes to Washington mit dem aufrechten Publikumsliebling Jimmy Stewart oder Michael Moores Anti-Bush-Tirade Fahrenheit 9/11 aus dem Jahr 2004.

Eins haben diese Filme alle gemeinsam: Wenn das Kino sich mit Politik beschäftigt, geht es auch immer um die Frage, ob Filme aufklären oder das Demokratieverständnis des Publikums stärken sollen - und inwiefern sich Hollywood von Washington instrumentalisieren lässt. Konnten Stanley Kubricks Dr. Strangelove (über den atomaren Aufrüstungswahn) oder Alan J. Pakulas All the President's Men (über die Watergate-Affäre) die Stimmung in Amerika verändern? Hatten sie vielleicht sogar Einfluss auf Wahlergebnisse?

Die gezeigten Filme sind Stimmungsbilder ihrer Zeit, sie erscheinen aber auch oft Jahrzehnte später noch erschreckend aktuell: Der Präsident im ältesten Film der Reihe (Gabriel over the White House aus dem Jahr 1933) stellt seinen Glauben über alles und rechtfertigt damit seine reaktionäre, erzkonservative Politik - das macht der aktuelle US-Vizepräsident nicht sehr viel anders. Oder die Sache mit dem Sexskandal in der bitterbösen Komödie Wag the Dog aus dem Jahr 1997: Da lenken ein paar findige Politberater mit einem inszenierten Konflikt von den eigentlichen Problemen ihres Chefs ab. Funktioniert auch heute noch wunderbar.

American Politics, Fr., 5 Jan., bis So., 25. Feb., Filmmuseum, St.-Jakobs-Pl. 1, mehr Infos hier.

© SZ EXTRA vom 4.1.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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