Regionale Lebensmittel:Dem guten Willen sind banale Grenzen gesetzt

Fragt man bei großen Handelsketten in München nach, woher sie denn ihr Fleisch beziehen, dann sind die Antworten wenig konkret. Alexander Hippach, Sprecher von Edeka Südbayern, verweist auf die Website der Edeka-eigenen Südbayerischen Fleischwaren GmbH und auf das Siegel "Geprüfte Qualität Bayern". Genaue Zahlen habe man nicht, "aber man merkt schon, dass die Nachfrage nach regionalen Produkten zunimmt".

Regionale Lebensmittel: Massentierhaltung in Oberbayern.

Massentierhaltung in Oberbayern.

Auch sein Kollege Andreas Krämer von Rewe bleibt sehr im Ungefähren. Rewe betreibe in Bayern 456 Supermärkte und biete dort ein umfassendes Sortiment an Fleisch und Geflügel: "Dies umfasst neben konventionellem Fleisch und Geflügel auch regionale Produkte oder Bio-Sortimente. Aufgrund der verfügbaren Mengen handelt es sich mehrheitlich um konventionelle Ware." Allerdings setze man sich seit Jahren für eine "schrittweise Verbesserung der Haltungsformen und das Wohl der Tiere" ein. So bekämen die 40 Millionen deutsche Hähnchen neuerdings 15 Prozent mehr Platz. Von dieser Zahl ist man gleich weniger beeindruckt, wenn man weiß, dass einem Tier normalerweise nur die Größe eines DIN-A4-Blatts zugestanden wird.

Der gute Wille ist da

Abgesehen davon sind dem guten Willen auch ganz banale Grenzen gesetzt. Martin Straubinger, Leiter der Betriebsgastronomie von BMW, sagt: "Wir würden gerne mehr Biofleisch aus der Region verwenden. Aber es gibt diese Mengen, die wir brauchen, hier schlichtweg nicht." Bei BMW werden täglich 25 000 Essen ausgegeben, dazu braucht es im Jahr etwa 260 Tonnen Fleisch. Straubinger: "Letztlich geht es vor allem darum, neue Strukturen zu schaffen."

Was letztlich auch bedeutet: Mit immer noch mehr Großanlagen zur industriellen Fleischproduktion kommt man dem Ziel einer regionalen Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln nicht näher. Wie soll das auch funktionieren, solange der Verbraucher glaubt, für immer noch weniger Geld nur allererste Qualität zu bekommen? Wo ein Hühnerzüchter nur noch fünf Cent pro Tier erhält, wenn es schlachtreif ist, muss man sich nicht wundern, dass er auf artgerechte Tierhaltung pfeift. Statt stolzer Bauern hat man es heute in vielen Fällen mit Lohnmästern im Dienste großer Fleischkonzerne und Handelsketten zu tun, die gar keine Zeit mehr haben, sich um einzelne Tiere zu kümmern.

Vom Klischee des Agrarlandes Bayern, in dem die Welt der Landwirtschaft noch in Ordnung ist, kann man sich jedenfalls schon mal verabschieden. Es sei denn, man fängt tatsächlich an, auch einmal über Strukturen nachzudenken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema