Razzia in München:Die Masche mit der EC-Karte

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Die Polizei hat die Razzia in den Straßen um den Münchner Hauptbahnhof durchgeführt. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Polizei macht eine Großrazzia in der Dachauer Straße und rund um den Hauptbahnhof - und nimmt fünf mutmaßliche Anführer einer Betrügerbande fest. Die Gauner sollen mit einem alten Trick 60.000 Euro erbeutet haben.

Von Susi Wimmer

Eine 15-köpfige Bande hat mit betrügerisch erlangten teuren Handys und MVV-Abonnements den großen Reibach gemacht: Die Polizei wies den Männern 60 Betrugsfälle nach, mit denen sich die Bande mindestens 60 000 Euro ergaunert hatte. Bei einer zweitägigen Razzia in München am Mittwoch und Donnerstag klickten für fünf mutmaßliche Anführer der Gruppe die Handschellen.

Der Trick ist nicht der neueste, aber er funktioniert: Die in München lebenden Betrüger stammen allesamt aus Rumänien oder dem Irak. Dort heuerten sie offenbar Strohmänner an, die nach München kamen, unter ihrem richtigen Namen ein Konto eröffneten und sogleich auch eine EC-Karte erhielten. Die EC-Karte mussten sie sofort beim Auftraggeber abgeben, dann verschwanden sie wieder in ihr Heimatland.

Die Bandenmitglieder kauften dann mit den Karten beispielsweise MVV-Jahresabos, die je nach Ringanzahl bis zu 2000 Euro kosten können; oder kostspielige Handys, die neuesten Smartphones mit Vertrag. Wenn Handyanbieter oder MVG dann später via Bankeinzug die fälligen Gebühren abbuchen wollten, blieben sie auf dem Schaden sitzen. Denn die Konten waren nicht gedeckt, die Männer, die bei der Kontoeröffnung ihre Ausweise vorgelegt hatten, längst über alle Berge verschwunden.

Bereits seit September 2013 laufen die Ermittlungen

Von Mittwochfrüh bis Donnerstagabend rollten vor insgesamt 36 Objekten in München die Fahrzeuge der Bundespolizei vor: Mehr als 300 Beamte, zusammengezogen aus München, Bayreuth und Hünfeld bei Fulda, durchsuchten Wohn- und Geschäftsräume. Teilweise hielten sich die Verdächtigen in Lokalen in der Hauptbahnhofgegend auf, teilweise traf man die Männer in ihren Handyläden an, wo sie vermutlich auch die betrügerisch erlangten, nagelneuen Handys oder sonstige Waren weiterverkauft hatten. Schwerpunkte der Durchsuchungsaktion waren die Dachauer Straße sowie die Straßen um den Bahnhof.

Bereits seit September 2013 laufen die Ermittlungen gegen die Männer im Alter zwischen 20 und 55 Jahren, wie Peter Preuß, Sprecher der Staatsanwaltschaft München I, sagt. Gut möglich, dass sich die Schadenssumme noch nach oben verschieben könne. Die Bundespolizei wird erst alle sichergestellten Beweismittel auswerten müssen: elektronische Datenträger, schriftliche Unterlagen.

Außerdem fanden die Beamten bei den Durchsuchungsaktionen noch eine Schreckschusspistole, zwei Butterflymesser, Bargeld sowie eine geringe Menge Marihuana. Fünf Mitglieder der Gruppe, welche die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München als Anführer ausgemacht hatte, wurde sofort verhaftet. Drei von ihnen stammen aus Rumänien, zwei aus dem Irak. "Ihnen wird banden- und gewerbsmäßiger Betrug zur Last gelegt", sagt Stephan Wittenzellner von der zuständigen Bundespolizeiinspektion. Von den fünf Haupttätern ist nur einer bei der Polizei einschlägig bekannt.

Erst vor gut einem Jahr war ein Gauner-Duo zu empfindlichen Gefängnisstrafen verurteilt worden: Die Männer hatten allerdings die MVV-Tickets nicht betrügerisch erlangt, sondern schlichtweg selbst gefälscht. Bei dem Prozess damals war man von einem Schaden in Millionenhöhe ausgegangen.

© SZ vom 29.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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