Jetzt kommen sie also doch nach München, schneller als erwartet, die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", bekannt als "Pegida". Gleich zwei Veranstaltungen sind für kommenden Montag beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) angemeldet, aber sogar die islamfeindliche Szene in München rätselt, wer dahinter steckt. Ein "Solidaritätsspaziergang für Pegida" ist für 18.30 Uhr angemeldet, er soll am Promenadeplatz stattfinden, Motto: "Stoppt den Asylmissbrauch". Der "Spaziergang" verspricht recht steif zu werden, denn angekündigt ist eine "stationäre Versammlung" mit fünf bis zehn Teilnehmern.
Deutlich größer mit 300 Teilnehmern soll eine Demonstration um 20 Uhr sein, die vom Lenbachplatz aus eine Runde über Stachus und Sonnenstraße zurück zum Ausgangspunkt drehen will. "Pegida" heißt schlicht der Titel der Demo, angemeldet hat sie ein öffentlich bislang nicht in Erscheinung getretener Mann im Namen einer Gruppe namens "Pegida München".
Wer dahinter stecken könnte
Das macht selbst den in islamfeindlichen Kreisen bestens vernetzten Michael Stürzenberger, Chef der islamfeindlichen Partei "Die Freiheit", ratlos: Pegida in München? Keine Ahnung. Also ruft er beim Cheforganisator Lutz Bachmann in Dresden an, der so ungern mit Journalisten spricht, und berichtet: Nein, er wisse auch nichts. Jedenfalls sei niemand in München autorisiert, im Namen Pegidas zu demonstrieren.
Im KVR wundert man sich, weil der Anmelder mehrfach die Teilnehmerzahl korrigiert habe - nach unten. Und öffentlich beworben werde keine der Versammlungen, berichtet Marcus Buschmüller von der Fachinformationsstelle gegen Rechtsextremismus. Das lässt ihn vermuten, dass es sich um Trittbrettfahrer handeln könnte. Das echte Pegida, glaubt man Stürzenberger, plane erst für Januar in München Aktionen unter dem Namen Bagida, "Bayern gegen. . ." Der Rest ist aus Dresden bekannt.
Was die Pegida-Gegner planen
Pegida:Eine Absolution des Mitläufertums ist unangebracht
Einige Politiker äußern Verständnis für Montagsdemonstranten, die sich, von diffusen Sorgen geleitet, Fremdenfeinden anschließen. Die Frage ist: Warum eigentlich?
99 Prozent der Muslime in München lebten "friedlich und gut integriert mitten in unserer Stadtgesellschaft", reagierte OB Dieter Reiter auf die angemeldeten Veranstaltungen. Demonstrieren sei erlaubt, aber immer unter der Maßgabe, die Würde anderer Menschen zu achten. Die Fürsprecher pro Flüchtlinge und gegen Islamhetze versammeln sich definitiv am Montag: Ein breites Bündnis ruft für 18 Uhr zu einer Kundgebung vor der Oper auf, ihr Motto. "Platz da! Gemeinsam gegen Pegida, Rassismus und Hetze!" Die Aktion mit Künstlern war eigentlich als prophylaktische Gegenwehr gedacht. Nun könnte sie plötzlich sehr aktuell werden.