Prozess um Mordversuch:Putzfrau gesteht Hammerattacke

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27 Platzwunden am Kopf trug eine Rentnerin aus Solln davon, als ihre ehemalige Putzfrau sie ausraubte. Zum Prozessauftakt in München bestreitet die 60-jährige Angeklagte jedoch, dass sie ihre Ex-Chefin töten wollte.

Eine Putzfrau hat vor dem Münchner Schwurgericht gestanden, eine vermögende Seniorin in Solln mit einem Hammer angegriffen und schwer verletzt zu haben. Sie bestritt jedoch eine Tötungsabsicht. Wegen Mordversuchs an ihrer Ex-Chefin muss sich die 60-Jährige seit Montag vor Gericht verantworten.

Sie habe aus der Wohnung der 66-jährigen Rentnerin Schmuck stehlen wollen, um eine Operation ihres gelähmten Sohnes zu finanzieren, ließ die Angeklagte durch die Verteidigung vortragen. Dieses Vorhaben sei aber "außer Kontrolle geraten". Ihr sechs Jahre älteres Opfer hatte durch Schläge gegen den Kopf mit einem 400 Gramm schweren Hammer 27 Platzwunden am Kopf davongetragen.

Der Staatsanwaltschaft zufolge hat die Putzfrau am 7. August 2013 ihre Ex-Chefin aufgesucht, um deren Schmuck zu stehlen. Dabei habe sie mit Gegenwehr gerechnet und beschlossen, das Opfer "zur Umsetzung ihres abstoßenden Gewinnstrebens gegebenenfalls auch zu töten". Zu diesem Zweck war die gelernte Zahnarzthelferin mit einem Hammer bewaffnet, mit dem sie laut Anklage sofort zuschlug.

Die Putzfrau soll die ältere Frau ins Innere des Hauses verfolgt und an ihrem Kopf drei Buddha-Figuren aus dem Wohnzimmer zerschlagen haben. Das Opfer flüchtete blutüberströmt mit der Handtasche ihrer Angreiferin in die Küche und sperrte sich dort ein. Die Angeklagte entkam zunächst mit zwei wertvollen Ringen, konnte aber noch am selben Tag festgenommen werden.

Nach eigener Schilderung hat die Mutter von zwei Kindern im Leben viel Unglück erlitten. Ihr erster Mann sei während der längsten Zeit der Ehe in Haft oder auf der Flucht gewesen. Der zweite Lebensgefährte überredete sie zur Auswanderung nach Kenia, wo er sich mit einer anderen Frau abgesetzt und sie mittellos zurückgelassen habe.

Einer ihrer Söhne nahm sich das Leben, der zweite sitzt seit einem Badeunfall im Rollstuhl. Sie habe auf den Erfolg einer Operation gehofft, die sie aber mit ihrer Putzarbeit nicht hätte finanzieren können, so die Angeklagte. Sie bestahl ihre Arbeitgeber, darunter auch das spätere Opfer, das sie im Mai 2012 vor die Tür gesetzt hatte.

Die Angeklagte sitzt derzeit wegen mehrere Diebstähle an anderen Putzstellen bereits eine Haftstrafe ab. Nun soll an acht Tagen der Mordversuch verhandelt werden. Zur Tatzeit war sie spielsüchtig und mittellos.

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