Monatelang hatte die Polizei nach dem Opfer gesucht, am Ende hatte sich die 20-jährige Schülerin bei den Ermittlern gemeldet. Nun müssen ihre Peiniger ins Gefängnis: Im sogenannten "Liserl"-Prozess um eine Vergewaltigung während des Oktoberfests 2007 sind die Hauptangeklagten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
Das Landgericht München I folgte am Freitag der Empfehlung der Staatsanwaltschaft und verurteilte zwei 29 Jahre alte Männer wegen besonders schwerer Vergewaltigung zu jeweils acht Jahren und neun Monaten Haft.
Täter-Opfer-Ausgleich
Einer der beiden muss aber noch zwei Jahre mehr absitzen, weil er bereits wegen Drogenhandels verurteilt wurde. Ein 27-Jähriger, der die Tat mit dem Handy aufnahm, muss wegen Beihilfe für drei Jahre ins Gefängnis.
Die älteren Angeklagten zahlen außerdem je 10 000 Euro an das Opfer, der jüngere 2000 Euro. Dieser Täter-Opfer-Ausgleich habe zu einem geringeren Strafmaß geführt, begründete der Vorsitzende Richter Norbert Riedmann. Er betonte, die Angeklagten hätten Glück gehabt, dass die junge Frau durch das Betäubungsmittel nicht gestorben ist.
Das Urteil geht auf eine Absprache zwischen Anklage und Verteidigung zurück. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass es rechtskräftig wird.
Von der Suche nichts mitbekommen
Das Opfer hatte sich erst während des Prozesses bei der Polizei gemeldet. Die Ermittler hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben: Monatelang hatten sie zuvor öffentlich nach der jungen Frau gesucht, von der sie nur den Vornamen kannten.
Dass sie Opfer eines Verbrechens wurde, wussten die Polizisten von Fotos: Bei einer Drogenrazzia in der Wohnung von Robert F. im Januar 2008 waren die Ermittler auf die Bilder gestoßen, die der mitangeklagte Autoglaser Peter M., 27, während der Tat fotografiert hatte. Auf den Handy-Bildern war am Top der Frau eine Holzwäscheklammer mit dem Namen "Liserl" zu sehen gewesen. Doch es gab keine Anzeige der betroffenen Lisa oder Elisabeth.
Der Student Robert F., 29, und sein gleichaltriger Freund Ignaz Ö. hatten "Liserl" auf der Wiesn getroffen und sie mit in die Wohnung von F. genommen. Dort haben sie der 20-Jährigen Jägermeister eingeflößt, der mit K.O.-Tropfen versetzt war. Anschließend vergewaltigten sie ihr wehrloses Opfer mehrmals.
Ende Juli meldete sich die junge Frau dann aber doch noch bei der Polizei. Sie hatte von der Suche nach ihr und von dem Prozess lange Zeit nichts mitbekommen.