Prozess:Flotte Sohle

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Diebe tanzen Opfer an und laufen mit Beute davon

Sie halten genau Ausschau nach einem bestimmten Typ von Opfer: Alkoholisiert sollte es sein und eine möglichst teure Uhr am Handgelenk tragen. Dann greifen die Täter zu. Meist sind es zwei bis drei. Sie tun so, als wollten sie tanzen und kommen ihrem Opfer dabei immer näher. Dann geht alles blitzschnell. Wenn einer der Täter eine Armbanduhr erbeutet hat, laufen alle davon. Die Polizei nennt diese Masche den "Antanztrick". Mohamed B. und sein mutmaßlicher Komplize Karim B. sollen unter anderem den Antanztrick im vergangenen Jahr vor Discotheken am Maximilians- und am Lehnbachplatz aber auch während des Oktoberfestes im Umfeld der Theresienwiese recht erfolgreich angewendet haben.

Seit Freitag müssen sich die beiden Männer vor der 3. Strafkammer am Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihnen schweren Bandendiebstahl zur Last. Zwischen Ende Juli und Ende September 2016 sollen sie in insgesamt sechs Fällen meist Uhren der Firma von Rolex im Wert von insgesamt mehr als 55 000 Euro erbeutet haben. Außer mit dem Antanztrick waren die Angeklagten den Ermittlungen zufolge auch mit dem Fototrick erfolgreich. Dabei spricht ein Täter das Opfer an, und bittet es darum, ein gemeinsames Foto machen zu dürfen. In dem Augenblick, in dem beide nahe genug nebeneinander stehen, greift der Täter zu. Entweder nach einer Geldbörse oder nach einer teuren Armbanduhr.

Die Staatsanwaltschaft hat gegen Mohamed B. und Karim B. zudem Anklage wegen schwere Raubes erhoben. Denn sie sollen sich darauf geeinigt haben, notfalls auch Gewalt anzuwenden, sollte der Antanz- oder der Fototrick fehlschlagen. So etwa am 29. September 2016. In der Schwanthaler Straße sollen die Männer einem stark betrunkenen Wiesn-Besucher, der sich auf dem Nachhauseweg befand, dessen Rolex-Uhr vom Handgelenk gerissen haben.

Die teuerste Armbanduhr hat das Duo laut Anklage vor einem Club am Lenbachplatz erbeutet. Eine Hublot-Uhr im Wert von 23 000 Euro. Sowohl Mohamed B. als auch Karim B. machten zum Auftakt des Prozesses keinerlei Angaben zu den Vorwürfen.

© SZ vom 07.10.2017 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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