Prozess:Drogen unterm Autositz

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Sechs Jahre Gefängnis für den Transport von Kokain und Hasch

Von Stephan Handel

Ein serbischer Drogenkurier ist vom Landgericht zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt worden. Der 50-jährige Mann war im Dezember des vergangenen Jahres an der Autobahnraststätte Irschenberg festgenommen worden.

Den Beamten der Polizeiinspektion Fahndung aus Rosenheim war der Peugeot 307 mit serbischem Kennzeichen an der Raststätte aufgefallen. Bei der Kontrolle bemerkten sie an den Vordersitzen des Wagens Schrauben, die nicht dem üblicherweise dort verwendeten entsprachen. Tatsächlich wurden sie fündig: In einem extra geschaffenen Hohlraum unter den Sitzen waren 21 Pakete mit jeweils rund einem Kilogramm Marihuana und ein weiteres Paket mit einem guten Kilogramm Kokain versteckt. Der Serbe kam aus Amsterdam, wo er offenbar "eingekauft" hatte, und wollte durch die Bundesrepublik in seine Heimat zurückreisen.

Daraus wurde nichts: Seit seiner Festnahme saß er in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim, nun wurde ihm ein kurzer Prozess gemacht. Nicht einmal die beiden zunächst angesetzten Verhandlungstermine benötigte die Strafkammer, gleich am ersten Tag gab es noch das Urteil. Die Anklage lautete auf Einfuhr und Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge - die Rechtsprechung nimmt bei Mengen oberhalb dessen, was als Eigenkonsum durchgehen kann, immer an, dass mit dem Rauschgift gedealt werden soll. Die "geringen Mengen" bewegen sich dabei allerdings im Gramm-Bereich, so dass die Kilo-Ladungen in dem Auto auf jeden Fall um ein Vielfaches darüberlagen.

Für das Gericht kommt es bei der Urteilsfindung zudem auf den Wirkstoff-Gehalt der aufgefundenen Drogen an. Der des Marihuanas vom Irschenberg bewegte sich im üblichen Bereich, nämlich etwas mehr als elf Prozent Tetrahydrocannabinol (THC), der psychoaktiven Substanz der Cannabis-Pflanze. Im "Straßenverkauf" hätten die 20 Kilo einen Erlös von mehr als 200 000 Euro gebracht. Das Kokain hingegen war von außergewöhnlicher Reinheit - 70,9 Prozent Wirkstoffgehalt maßen die Polizei-Labore. Der Stoff wäre für den Straßenverkauf auf mindestens die vierfache Menge gestreckt worden - aus dem einen Kilogramm wäre durch Zugabe etwa von Milchzucker oder Saccharose vier geworden. Dadurch hätte es im Straßenverkauf ebenfalls deutlich über 200 000 Euro eingebracht.

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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