Prozess:Attacke im Rausch am Starnberger S-Bahnhof

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  • Ein 23-Jähriger steht wegen versuchter Vergewaltigung vor Gericht: Am Starnberger S-Bahnhof hatte er eine 18-jährige Schülerin überfallen.
  • Die Frau war ihm nach heftiger Gegenwehr entkommen.
  • Der Mann gab an, ein Alkoholproblem zu haben - auch die Attacke auf die Frau sei ihm Rausch geschehen.

Von Andreas Salch, Starnberg

Die Attacke kam aus dem Nichts: "Sex oder Tod" soll der Mann gezischt und der 18-jährigen Schülerin die Augen zugehalten haben. Er hatte sich ihr unbemerkt von hinten genähert, als sie dabei war ihr Rad aufzusperren, das sie an einem Fahrradständer am Hans-Zellner-Weg am S-Bahnhof in Starnberg abgestellt hatte. Als die Schülerin um Hilfe schrie, hielt ihr der Unbekannte auch den Mund zu. Es kam zu einem Gerangel. Der Täter schlug den Kopf der 18-Jährigen mehrfach gegen eine Stange des Fahrradständers, schob ihr Kleid nach oben und zog ihr den Slip herunter. Dann brachte er die Schülerin mit Gewalt zu Boden und versuchte sie zu vergewaltigen.

Doch die junge Frau wehrte sich heftig, biss dem Unbekannten in die Hand und schlug mit ihrem Schlüsselbund wild um sich. Endlich ließ der Angreifer von ihr ab. Er wurde nur wenige Tage nach der Tat kurz vor 23 Uhr am 8. August vergangenen Jahres gefasst. Es handelt sich um einen 23-jährigen Studenten. Die Schülerin hatte der Kriminalpolizei nur eine vage Beschreibung von ihm geben können. Doch die Ermittler der Kripo Fürstenfeldbruck konnten den Studenten unter anderem anhand der Videos von Überwachungskameras am S-Bahnhof Starnberg identifizieren. Darauf ist auch zu sehen, wie er der Schülerin vom Bahnsteig aus als einziger gefolgt war. Darüber hinaus hatten sie eine Speichelprobe des 23-Jährigen. Er hatte sie nach einer Schlägerei am Stachus in München abgeben müssen.

Seit Montag muss sich der Student vor der 2. Strafkammer am Landgericht München II verantworten. In einer Erklärung, die sein Verteidiger, Rechtsanwalt Kai Wagler verlas, räumte er die versuchte Vergewaltigung ein. Er könne sich nicht erklären, was in ihn gefahren sei. Der Grund für die Tat sei wohl Alkohol. Einer Sachverständigen hatte er berichtet, er habe fünf bis sechs Dosen Bier sowie zwei kleine Fläschchen Wodka getrunken.

Der 23-Jährige hat offenbar ein Alkoholproblem. Bei seiner Vernehmung gab er an, erst vor knapp drei Jahren damit begonnen zu haben Alkohol zu trinken. Er sei Moslem, so der Student und habe deshalb in seiner Heimat Syrien keinen Tropfen getrunken. Erst auf der Flucht vor dem Krieg habe er angefangen Alkohol zu trinken. In einer Unterkunft für Asylsuchende in Fürstenfeldbruck habe er erstmals "größere Mengen" konsumiert. Angeblich drei bis vier Bier und einen Liter Wodka - täglich. Außerdem habe er Haschisch geraucht. In der Untersuchungshaft sei "es nicht einfach gewesen" auf Alkohol verzichten zu müssen, so der 23-Jährige. "In den ersten drei Wochen konnte ich nicht schlafen. Ich konnte nicht einmal geradeaus gehen", sagte der Student und fügte hinzu: "Meine Familie braucht mich und ich habe diese Dummheit gemacht."

Die Schülerin tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Vermutlich bleibt ihr aufgrund des Geständnisses eine Aussage erspart. Bei der Tat erlitt die 18-Jährige zahlreiche Verletzungen. Da sie der Angeklagte gewürgt hatte, war ihr Hals stark geschwollen. Zudem hatte sie mehrere Schwellungen am Kopf, Einblutungen in den Augenlidern sowie Hautabschürfungen am ganzen Körper. "Sie sah wüst aus", sagte ein Beamter der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck vor Gericht. Nach der Tat hatte die Schülerin sofort ihre Mutter angerufen und war nach Hause gegangen. Sie wurde noch in der Nacht von der Polizei vernommen. Ein Urteil wird für Dienstag erwartet.

© SZ vom 10.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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