Profil:Experte für Beton

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Kümmert sich um den Forschernachwuchs: Karl-Christian Thienel. (Foto: Claus Schunk)

Karl-Christian Thienel ist neuer Vizepräsident der Bundeswehruni

Von Daniela Bode, Neubiberg

Der Professor empfängt in seinem Büro an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg. Eine Wand ist von Ordnern und Lehrbüchern gesäumt, an der anderen hängen Landschaftsmalereien seiner Frau, vor dem Fenster steht der Schreibtisch. Hier hat Karl-Christian Thienel Platz für Ideen. Ideen, die er in seinem Amt als neuer Vizepräsident für Forschung an der Bundeswehruniversität entwickeln und umsetzen kann. Thienel hat am 1. Januar Berthold Färber abgelöst, der nach drei Jahren turnusgemäß dieses Amt abgab. Er ist neben Uwe Borghoff und Matthias Heinitz einer von drei Vizepräsidenten.

Nach seinem Bauingenieursstudium und der Promotion an der Technischen Universität Braunschweig am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz im Jahr 1993 forschte Thienel als Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung am Center for Advanced Cement Based Materials der Northwestern University in den USA über Beton. Der universelle Werkstoff, aus dem heute die meisten Gebäude errichtet werden, vom Einfamilienhaus bis zum Wolkenkratzer, hat ihn von Anfang an fasziniert. Als Sohn eines Bauingenieurs hat er schon als Schüler gerne auf Baustellen gejobbt.

Nach dem Studium fing Thienel dann bei einem großen Baustoffhersteller in Oberfranken an, wo er von 1997 an den Bereich Forschung und Entwicklung leitete. Nebenbei nahm er an europäischen Forschungsprojekten teil. Das führte dazu, dass er 2003 einen Ruf an die Bundeswehruniversität erhielt. Seitdem leitet er als Professor das Institut für Werkstoffe des Bauwesens.

An der Hochschule hat Thienel nicht nur geforscht und Studenten über Baustoffe unterrichtet. Als Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften war er im steten Gespräch mit der Universitätspräsidentin Merith Niehuss. Er moderierte 2013 anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Universität die Tagung seiner Fakultät. Überhaupt nimmt er gerne Herausforderungen an. "Mal sehen, wie die Belastung sein wird. Das muss sich erst einspielen", sagt er über sein neues Amt. Im Zweifel hilft ihm sein Humor. Denn sein Motto lautet "Grin and ignore it", wie die Aufschrift seiner rund 20 Jahre alten Kaffeetasse aus den USA verrät, also so viel wie ,Grinse - und ignoriere es'. "Man sollte die Dinge nicht zu ernst nehmen, dafür ist das Leben viel zu kurz", sagt der Professor.

Alles zusammen, Forschung und Lehre, die Stellung als Dekan, vielleicht auch die hohe Frauenquote bei den Mitarbeitern am Institut haben Thienels Ansicht nach Präsidentin Merith Niehuss dazu bewogen, ihn als Vizepräsidenten für Forschung vorzuschlagen.

Thienel will die Nachwuchsförderung weiter vorantreiben. Konkret werde momentan in enger Zusammenarbeit mit der Vertreterin der wissenschaftlichen Mitarbeiter ein Katalog mit Weiterbildungsmöglichkeiten erstellt. Ebenso will er die Zusammenarbeit über Fakultäts- und Institutsgrenzen hinaus verstärken, "weil wir so mit vorhandenen Ressourcen effektiver umgehen und unsere Stärken noch weiter ausbauen können". So schaffte das Institut für Mechanik ein Instrument für Infrarotspektroskopie an, um Kunststoffe zu untersuchen. Thienels Institut wiederum kaufte ein Gerät zur Differential-Thermoanalyse, mit dem man unter anderem Kunststoffe charakterisieren kann. Nun sind beide Geräte miteinander verbunden und beide Institute nutzen beides.

Außerdem hat sich der Professor vorgenommen, den relativ starren Internetauftritt der Universität etwa durch Videos dynamischer zu machen. "Ich erwarte, dass viel Arbeit auf mich zukommt, aber dass die Aufgaben auch neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen", sagt er. Damit das zeitlich alles machbar ist, wird er die Lehre etwas reduzieren. Die Zeit abseits der Arbeit ist für die Familie reserviert. Thienel ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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