Pressefreiheit auf dem Oktoberfest:"Ich will keine Nackten"

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Im Hofbräu-Festzelt auf dem Oktoberfest soll die Pressefreiheit eingeschränkt werden. Ein Zeltsprecher soll Fotografen überwachen, damit nur ein sauberes Image nach außen dringt.

Das Hofbräu-Festzelt versucht, die Pressefreiheit bei der Berichterstattung über das Oktoberfest einzuschränken. Hofbräu-Pressesprecher Stefan Hempl macht die Akkreditierung von Fotografen für das Festzelt davon abhängig, dass nur Motive fotografiert werden, die ihm genehm sind. "Sie dürfen das machen, was ich zulasse", sagte Hempl.

Oben ohne auf der Wiesn: Bilder, die die Welt bald nicht mehr zu Gesicht bekommen soll. (Foto: Foto: AP)

Fotografen dürften im Zelt auch nur in seiner Begleitung unterwegs sein. Er begründete dies damit, dass er um das Image des Hofbräuzelts und der Brauerei besorgt sei. "Es gibt ein paar Dinge, die will ich nicht sehen", sagte Hempl der Nachrichtenagentur ddp. Das Hofbräuhaus befindet sich in staatlichem Besitz.

Falls ein Fotograf in seiner Begleitung Motive ablichten wolle, die er nicht in Ordnung finde, "dann werde ich wahrscheinlich die Hand vor die Kamera halten", sagte der Pressesprecher.

Er betonte zugleich mehrfach, dass er gerne bereit sei, kooperativen Journalisten Motive und Blickwinkel im Zelt zu bieten, die außergewöhnlich seien. Allerdings gehörten Fotos von stark betrunkenen Personen, Schlägereien oder Nackten im Zelt nicht dazu. "Ich will keine Nackten, ich will keine Titten. Dieses Recht steht mir zu", sagte Hempl und fügte hinzu: "Das ist meine Spielregel."

Er fühle sich "verantwortlich für den Schutz der Persönlichkeitsrechte unserer Gäste", sagte Hempl. Diese Rechte nehme er stellvertretend war. Er habe das Hausrecht im Hofbräuzelt und könne insofern die Berichterstattung steuern.

Der Vorsitzende des Bayerische Journalisten-Verbandes, Wolfgang Stöckel, kritisierte, dass Pressefotografen und Fernsehteams massiv an der Ausübung ihres Berufes gehindert werden würden: "Das Oktoberfest ist nicht nur heile Welt. Die Berichterstattung über das Großereignis ist von öffentlichem Interesse." Die Vorzensurmaßnahmen würden belegen, dass das Recht auf uneingeschränkte Berichterstattung "auf dem Altar des Kommerzes geopfert wird". Fotografen und Kameraleute würden zu Erfüllungsgehilfen der PR-Abteilungen degradiert.

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