Präventivaktion:Angst vor Übergriffen - im Michaelibad klären Experten auf

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Gerade in Freibädern kommt es immer wieder zu sexuellen Übergriffen, Kinder und Jugendliche sind oft betroffen. (Foto: Catherina Hess)
  • Die Arbeitsgemeinschaft Münchner Fachstellen beraten Kinder und Eltern, wenn es um sexuelle Belästigung und Übergriffe geht.
  • Zur Abschreckung von potenziellen Tätern reicht ein Aktionstag aber nicht aus.

Von Maximilian Gerl

Seit 2006 baut die Arbeitsgemeinschaft Münchner Fachstellen jedes Jahr in einem Freibad ihren grünen Pavillon auf. Helfer lesen mit Kindern in Bilderbüchern, verteilen Frisbees, Buttons und Flyer. Auch an diesem Donnerstag ist es wieder so, die Helfer stehen im Michaelibad, die Sonne brennt, Kinder kreischen.

Und doch ist alles ein bisschen anders, was an Köln und den Übergriffen in der Silvesternacht liegt. "Gerade direkt nach Köln waren da viele Ängste", sagt Elisabeth von Medem-Stadler im grünen Pavillon. "Es kamen Eltern zu mir, die gefragt haben, ob sie ihren Kindern ein Pfefferspray kaufen sollen."

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Die Münchner Fachstellen sind ein breites Bündnis. Organisationen und städtische Initiativen machen darin genauso mit wie das Jugendamt und das Kommissariat K105 der Münchner Polizei, das für Prävention und Opferschutz zuständig ist. Die Fachstellen beraten Kinder und Eltern, wenn es um sexuelle Belästigung und Übergriffe geht. Genau deshalb gehen ihre Helfer auch jedes Jahr in eines der Münchner Bäder: um zu warnen und zu helfen.

Wenn man bedrängt wird, darf man nicht schweigen

Gerade in Freibädern kommt es immer wieder zu sexuellen Übergriffen, Kinder und Jugendliche sind oft betroffen. Offiziell gemeldet werden aber nur die wenigsten Fälle, "die Dunkelziffer ist sehr hoch", sagt Medem-Stadler. Viele Opfer schwiegen, vor allem Kinder und Jugendliche, oft aus Scham, Wut oder Angst. Auch das versucht Medem-Stadler heute allen zu erklären: Dass man nicht schweigen darf, wenn man bedrängt wird. "Aber gerade Jungs tun sich schwer damit", sagt sie.

Gerade das Michaelibad war wegen sexueller Übergriffe immer wieder im Fokus. Etwa am 22. März, als ein junger Flüchtling eine 15-Jährige mehrmals an Bein und Oberschenkel berührte. Tatsächlich werden Flüchtlinge nicht öfter auffällig als andere Gruppen. Und auch nicht jede Berührung im Becken ist ein sexueller Übergriff. "Wir sprechen von grenzverletzendem Verhalten, sobald sich ein Kontakt wiederholt", sagt Medem-Stadler. Dann solle man sich an die Bademeister wenden, "die sind von der Polizei geschult".

Aufklärungsaktionen gibt es in vielen deutschen Städten. "Wir wollen, dass das Thema in den Köpfen präsent bleibt", sagt Ralph Kappelmeier vom Kommissariat K105. Zur Abschreckung von potenziellen Tätern reiche ein Aktionstag aber nicht aus: "Damit kannst du nicht die Welt verändern, das müsstest du jeden Tag machen."

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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