Polizei sucht Zeugen:Mord in der Müllerstraße

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In diesem Haus wurde die Frau tot gefunden. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit Tagen wurde sie nicht gesehen, dann bricht die Feuerwehr die Tür ihrer Wohnung auf - und findet die 69-jährige Witwe tot. Sie wurde ermordet. Die Polizei sucht nun nach Zeugen, die das Opfer noch lebend gesehen haben.

Von Susi Wimmer

"Sie war so etwas wie meine Lieblingsnachbarin. Ein Mensch, wo man sich freut, wenn man ihn sieht." Martin Kolonko, Inhaber des Café Forum ist erschüttert. Am Donnerstagnachmittag fand die Polizei die 69-jährigen Inge Wittersheim tot in ihrer Wohnung über dem Café an der Müllerstraße. Die Leiche der verwitweten Münchnerin wies Verletzungen am Oberkörper auf, vermutlich wurde sie am Dienstag oder Mittwoch getötet. An der Tür gab es keinerlei Einbruchsspuren, sie muss ihrem Mörder selbst geöffnet haben. Noch ist auch ein mögliches Motiv unklar, allerdings sollen nach SZ-Informationen alle ihre Geldbörsen leer gewesen sein.

Donnerstagnachmittag alarmierte ein Bekannter der Frau die Polizei: Er habe Inge Wittersheim seit Tagen nicht erreicht und auch nicht gesehen. Die Feuerwehr öffnete die Wohnungstüre im zweiten Stock des Hauses - und entdeckte die Leiche. Die Todesermittler untersuchten die Frau und da sich laut Polizei "Verdachtsmomente auf Gewaltanwendung" ergaben, wurde eine Obduktion angeordnet. Die ergab dann zweifelsfrei: Inge Wittersheim wurde ermordet.

"Sie war eine entzückende Person", sagt Wirt Kolonko. Er kannte die Frau seit 22 Jahren. Inge Wittersheim stammte aus dem Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. In den 70er-Jahren lernte sie den Münchner Karl H. kennen und zog 1973 zu ihm nach München um. Das Paar wohnte zunächst in der Klenzestraße und zog dann 1978 um in die Corneliusstraße über das Café. "Sie war eine sehr fleißige Person", erzählt Martin Kolonko. Sie führte in der Corneliusstraße eine Parfümerie und einen Fußpflegesalon. In den letzten Jahren gab sie die Selbständigkeit auf und arbeitete bei einer Krankenkasse in der Sachbearbeitung.

Vor zwei Jahren erlag ihr Ehemann einem Krebsleiden. Seitdem war Inge Wittersheim meist alleine unterwegs. "Sie drehte ihr tägliche Runde am Viktualienmarkt", sagt Markus Kraus von der Mordkommission. Von daher erhoffen sich die Ermittler auch Hinweise, wann Inge Wittersheim zuletzt lebend gesehen wurde. Laut Obduktion lag die Leiche bereits zwei bis drei Tage in der Wohnung. "Nach dem Tod ihres Mannes war sie sehr einsam und traurig", sagt Martin Kolonko. Trotzdem sei sie nach wie vor gelegentlich ins Forum gekommen, habe dort auch ihren Geburtstag gefeiert. Laut Polizei soll es auch eine wöchentliche Kegelrunde gegeben haben, an der sie teilnahm. "Sie war starke Raucherin", erzählt Rudolf Novak, ihr Nachbar aus dem zweiten Stock. Er traf sie, wenn auch er zum Rauchen auf dem Balkon stand, "eine freundliche Frau".

War Inge Wittersbach vielleicht zu vertrauensselig? An der Wohnungstüre fand die Polizei keinerlei Aufbruchsspuren, ebensowenig am Balkon. Die Zwei-Zimmer-Wohnung ist "gut bürgerlich" möbliert, wie es Markus Kraus beschreibt. Als vermögend würde er die 69-Jährige nach momentanem Ermittlungsstand nicht beschreiben. "Ich hab sie seit dem Tod ihres Mannes auch nie in Begleitung eines anderen Herren gesehen", erzählt Kolonko. Sie sei lediglich mit einem Ehepaar im Haus vis á vis befreundet gewesen.

Bereits vor zwei Jahren war bei ihr eingebrochen worden, die Täter nahmen Schmuck mit. Jetzt könnte es sein, dass Bargeld fehlt. "Ja, das ist der Nachteil an diesem Haus", sagt Kolonko. Es werde ständig eingebrochen, Beschaffungskriminalität, im oberen Stock sei mal eine Hehlerbande von der Polizei hochgenommen worden, "das volle Programm". Die Mieten im Zentrum seien extrem hoch, "und entsprechend hoch ist die Fluktuation der Mieter".

© SZ vom 12.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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