Poing:Pestizid-Unfall: Container wurde nicht richtig entlüftet

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  • Nach einem Betriebsunfall bei einem Textilunternehmen in Poing sind die Aufklärungsmaßnahmen weitgehend abgeschlossen.
  • Offenbar war der Container von der Spedition nicht richtig entlüftet worden, sodass die Mitarbeiter unter dem Austritt von Pestiziden litten.
  • Laut EU-Importvorschrift werden Container aus Fernost standardmäßig mit Schutzmitteln zur Schädlingsbekämpfung behandelt.

Von Sarah Beham und Max Nahrhaft

Nach einem Betriebsunfall bei einem Textilunternehmen in Poing sind die Aufklärungsmaßnahmen weitgehend abgeschlossen. Beim Entladen eines Lkw-Containers voller Schuhe aus Asien auf dem Firmengelände wurde zahlreichen Arbeitern schwindelig, einige litten unter Reizungen der Augen und Atemwege.

Offenbar war der Container von der Spedition nicht richtig entlüftet worden, sodass die Mitarbeiter unter dem Austritt von Pestiziden litten, die die Ware aus China vor Käfern schützen sollte. Laut EU-Importvorschrift werden Container aus Fernost standardmäßig mit Schutzmitteln zur Schädlingsbekämpfung behandelt.

Das Textilunternehmen Schustermann & Borenstein betonte, dass für Kunden keinerlei Gefahr durch die Kontaminierung der Ware ausgehe. Die Schuhe seien "an sich einwandfrei", wurden aber dennoch zurückgeschickt.

Geschäftsführer Daniel Schustermann sagte, dass es eine standardmäßige Prozedur sei, Container aus dem asiatischen Raum mit Pestiziden auszusprühen, um die Ware vor dem Asiatischen Laubholzbockkäfer zu schützen. Der Schuhcontainer kam von China über Rotterdam nach Europa.

Das Zollpersonal sei für solche Fälle geschult

In diesem Fall habe der zuständige Spediteur aus Belgien aber vergessen, den Container zu entlüften, bevor er ihn in Poing ausgeliefert hatte. Deswegen haben die Mitarbeiter des Textilunternehmens beim Öffnen des Containers das Pestizid eingeatmet.

Die betroffenen Mitarbeiter seien wohlauf, Polizei und Feuerwehr hätten ihre Untersuchungen abgeschlossen und keine weiteren gefährlichen Substanzen gefunden.

Laut Schustermann seien alle 500 Mitarbeiter der Firma untersucht worden, bevor sie nach Hause gehen konnten. Schustermann will nun die Zusammenarbeit mit dem Spediteur aus Belgien überdenken. Seit 75 Jahren bestehe der Konzern, bisher sei noch nie ein solcher Unfall passiert.

Auch Thomas Meister, Sprecher des Zollamts in München, betrachtet den Betriebsunfall in Poing als Einzelfall. Das Zollpersonal, das importierte Waren abfertigen muss, sei für solche Fälle geschult: "Wir haben spezielle Messgeräte, die die Schadstoffkonzentration in Containern messen." Pestizide seien sehr aggressiv, Container müssten eine gewisse Zeit belüftet werden.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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