Platz vor der Filmhochschule:Glamouröse Adresse

Lesezeit: 2 min

Der Platz vor der Filmhochschule soll nach Bernd Eichinger benannt werden. Dass ein bekannter Münchner nach seinem Tod im städtischen Adressbuch verewigt wird, ist an sich nicht ungewöhnlich - etwas überrascht bei dieser Entscheidung allerdings schon.

Christian Mayer

Bernd Eichinger hat, wenn man so will, ganz schön Glück. Ein Jahr nach seinem Tod wird der erfolgreiche Produzent und Filmemacher mit einem Bernd-Eichinger-Platz geehrt: Direkt an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) soll sein Straßenschild auf den Absolventen der Schule hinweisen.

Die neue Hochschule für Fernsehen und Film: Der Platz vor dem Haupteingang soll nach Bernd Eichinger benannt werden. (Foto: dpa)

Zumindest streben das Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) an - der Freistaat hat als Grundstückseigentümer ein Mitspracherecht. "Wir sind uns da absolut einig, ich erwarte auch eine Zustimmung im Ältestenrat, der das letzte Wort hat", sagt Ude.

Dass ein bekannter Münchner nach seinem Tod im städtischen Adressbuch verewigt wird, ist an sich ja nicht ungewöhnlich; die Schnelligkeit dieser Entscheidung dürfte dagegen einmalig sein. Oft genug gibt es erhebliche Schwierigkeiten, in der dicht besiedelten Großstadt überhaupt einen passenden Ort zu finden - nicht selten vergehen viele Jahre oder Jahrzehnte, bis das Straßenschild aufgestellt wird.

Rainer Werner Fassbinder, der visionäre Filmemacher und legendäre Lebemann, war mehr als zwei Jahrzehnte tot, als er 2004 an der Donnersberger Brücke einen Platz zugewiesen bekam. Selbst der populäre Schauspieler Helmut Fischer kam erst sieben Jahre nach seinem Ableben mit einer Straße in Schwabing-West zum Zug, wobei dem Monaco Franze auch noch ein Denkmal an der Münchner Freiheit gesetzt wurde - fundamentale Legendenbildung nennt man so was wohl.

Wir müssen meist leider oft auf Neubaugebiete ausweichen, wenn wir bekannte Persönlichkeiten mit einem Straßennamen ehren", sagt Bernd Plank, Sprecher des Kommunalreferats. Und so kommt es, dass die Volksschauspielerin Erni Singerl, die in Trudering ihr Häuschen hatte, nach Aubing-Lochhausen verpflanzt wurde, während der Kollege Walter Sedlmayr direkt an der Feldmochinger S-Bahn einen bemerkenswert hässlichen Platz erhielt - immerhin hatte der Schauspieler im Viertel seine Wurzeln. Regelrecht peinlich war die Ehrung für den früheren Ministerpräsidenten Alfons Goppel, der in der Nähe einer Entsorgungseinrichtung in der neuen Messestadt eine Straße zugewiesen bekam. "Dummerweise gab es dann dort kein einziges Wohnhaus, das ist in der Planung nicht mal der CSU aufgefallen", erinnert sich Ude mit Schrecken: "Aber wir haben ja dann am Marstall doch noch den passenden Ort gefunden."

Im aktuellen Fall gibt es nun ein frühes Happy End. Die Idee, den Vorplatz der HFF umzubenennen, stammt übrigens von Katja Eichinger, der Witwe des Filmemachers; im August 2011 sicherte auch der Oberbürgermeister seine Unterstützung zu. "Der Name Bernd Eichinger gehört ins Zentrum, nicht irgendwo an den Stadtrand", sagt Ude. Künftige Bewerber für die Münchner Filmhochschule müssen ihre Bewerbungsschreiben wohl bald an den Bernd-Eichinger-Platz 1 schicken - klingt ja auch glamouröser als Gabelsbergerstraße 33.

© SZ vom 18.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Trauerfeier für Bernd Eichinger
:"Er war einfach ein Freund"

München trauert um Bernd Eichinger: Mehr als 800 Gäste haben in der St.-Michael-Kirche Abschied von dem Produzenten genommen - darunter berühmte Filmschaffende, Rapper Bushido und Natascha Kampusch.

In Bildern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: