Petra Perle hört im Turmstüberl auf:Junggesellen und Mutterkuchen

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Petra Perle hört nach zehn Jahren als Wirtin des Turmstüberls auf. Erfindungen wie der "Mutterkuchen" und die "Schwarze Sünde" gehen auf ihr Konto. Ein Gespräch über ihre Zukunft ohne kotzende Junggesellenabschiede.

Franz Kotteder

Petra Perle war zehn Jahre lang Wirtin des Turmstüberls am Isartor. (Foto: lok)

Zehn Jahre lang wurde das Turmstüberl des Valentin-Karlstadt-Musäums von einem Münchner Original bespielt: Petra Perle, Allround-Unterhalterin und Szene-Wirtin, Sängerin und Schauspielerin sowie Erfinderin des Mutterkuchens ("von einer echten Mutter gebacken") und der "Schwarzen Sünde", wie der Schokokuchen im Turmstüberl-Café heißt. Ende des Monats aber ist Schluss damit. Dann gibt Petra Perle als Wirtin auf.

SZ: Sie hören Ende November auf als Wirtin des Turmstüberls. Warum?

Petra Perle: Mein Zehn-Jahres-Soll ist erreicht! Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, das zehn Jahre lang zu machen, weil ich alle zehn Jahre was anderes machen will. Ich möchte auf keinen Fall als die Gastronomin in die Annalen eingehen, die das Turmstüberl am längsten geführt hat. Es ist einfach so, dass es mir keinen Spaß mehr macht. Die ersten fünf Jahre war's super, dann ist's in Stress ausgeartet. Und ich höre halt nicht erst dann auf, wenn ich krank bin, sondern schon vorher.

Die Arbeit ist anstrengend?

Ja, das belastet mich schon. Das Stehen den ganzen Tag, und die Schlepperei. Es ist halt doch der vierte Stock - und man muss alles 79 Stufen rauf- und runtertragen. Bierträger und so weiter werden dann schon schwer . . . Kurzum, es ist der richtige Zeitpunkt, um zu gehen. Soll man nicht gehen, wenn es am schönsten ist?

Die Nachfolge ist gesichert?

Ja, das macht jetzt eine Mitarbeiterin von mir. Die weiß, was auf sie zukommt. Sie hat bei mir sieben Jahre als Bedienung gearbeitet und freut sich wie eine Schneekönigin. Genau so wie ich vor zehn Jahren. Die geht mit dem gleichen Elan auf die Aufgabe zu, und die wird das schon stemmen.

Und was machen Sie dann?

Ich mach' jetzt erst einmal ein Jahr Urlaub.

Echt? Dieses Turmstüberl muss ja ganz schön was abwerfen . . .

Es ist natürlich die Frage, wie man Urlaub macht (lacht). Urlaub heißt ja bei mir nicht Wegfahren, sondern nichts tun, um dem schnöden Mammon hinterherzurennen.

Dass Petra Perle gar nichts macht, kann man sich kaum vorstellen.

Ich habe schon ganz viele Pläne, klar. Aber da kann ich noch nicht darüber reden, weil das alles ungelegte Eier sind. Es geht nicht in Richtung Gastronomie, da habe ich mein Soll erfüllt. Das bilde ich mir jedenfalls ein.

Nichts in Richtung Theater oder Kultur?

Das weiß ich noch nicht! Worauf ich mich aber schon sehr freue, das ist mein Schrebergarten, da werde ich mich viel damit beschäftigen. Und dann bin ich ja jetzt auch Oma, die Emilia ist jetzt sieben Monate alt. Da passe ich natürlich auch auf das Enkelkind auf.

Was war denn das schlimmste Erlebnis hier oben?

Ach Gott! Das war an einem Samstag, das Stüberl war brechend voll, und dann hat mir ein Junggesellenabschied auf die Treppe gekotzt. Das war wirklich schlimm, da war ich echt am Verzweifeln. Seitdem nehme ich keine Junggesellenabschiede mehr an. Sonst haben wir hier oben ja keine Alkoholexzesse.

Und das skurrilste Erlebnis?

Da gab es ganz viele. Zum Beispiel hat mal mein Stammgast Alois, der war hier der Platzhirsch, einen anderen Gast grob missverstanden. Der hatte ihm erzählt, er sei mit der S 8 hierher gekommen. Und der Alois hat nur zurückgefragt: "Ach, Sie waren auch bei der SA?" Da war es ganz abrupt still im Raum, und die Leute haben alle nur noch dem Gespräch gelauscht.

Das Turmstüberl ist schon auch ein Treffpunkt für alteingesessene Münchner, oder?

Ja, klar. Vor ein paar Monaten war eine Hundertjährige da, die hat ihren Geburtstag hier gefeiert. Aber die hat sehr jung ausgeschaut. Höchstens wie 98.

© SZ vom 07.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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