Dann lernt er Unternehmer Wolfgang Nöth kennen. Der überzeugt ihn, das Party-Areal im alten Flughafen Riem als Geschäftsführer zu verantworten. Hier zeigt sich, warum er in den folgenden Jahren erfolgreich werden sollte. David Süß, der heute das "Harry Klein" in der Sonnenstraße betreibt und Scheffel in Riem bei der Gründung der Diskothek "Ultraschall" kennenlernte, sagt: "Er kann Leute an einen Tisch bringen." Und: "Er ist ein Geschäftsmann, mit allem, was dazugehört. Der kann auch mal anders. Aber das musst du können in der Branche." Faltenbacher von der Milchbar sagt: "Er ist ein harmoniebedürftiger Mensch, sehr ehrgeizig und darauf bedacht, dass alle miteinander auskommen. Ein Stratege mit Weitsicht." Faltenbacher und Scheffel arbeiten heute zusammen, im Restaurant Cavos in Schwabing.
Der Mann mit Weitsicht beschließt 1996 zusammen mit Wolfgang Nöth auf dem 100.000 Quadratmeter großen ehemaligen Pfanni-Gelände Clubs zu betreiben. "Viele Gastronomen wie zum Beispiel Michael Käfer haben gesagt: Das braucht kein Mensch." Doch sie irren. In der Diskothek Babylon kommen am ersten Abend 300 Gäste, 1000 am zweiten, 1800 am dritten, später bis zu 5000 Besucher. Die goldene Zeit. 33 Gastronomiebetriebe gibt es bald auf dem Gelände, "das war wie Wiesn", sagt Scheffel. "In den besten Kunstparkzeiten kamen an einem Wochenende 50.000 Leute."
Bis 2003. Als Bürgermeister Monatzeder sagte, dass es nicht weitergeht. Was sich als falsch herausstellte. Doch Scheffel und Nöth zogen nach dieser Aussage weiter, nebenan auf das Optimolgelände, wo zuvor eine Ölverarbeitungsfirma lag und heute nur noch wenig übrig ist, etwa die vier Eisenräder eines Waggons.
Heute gibt es in München im Vergleich zu 1996 dreimal so viel Angebot im Nachtleben, sagt Scheffel. Trotzdem ist er mit den Zahlen zufrieden. Wenn in die Kultfabrik, wie der Kunstpark nun heißt, und das Optimolgelände, dessen Ruf durch Flatrate-Partys beschädigt ist, 10.000 Besucher an einem Wochenende kommen.
Scheffel ist mittlerweile in der Gastronomie mit dem Cavos dabei, beim Partyfoto-Portal Isarszene, bei zwei Caterern, den Innenstadt-Clubs Pacha und Max & Moritz und beim Filmcasino, dem ehemaligen Kino, das im vergangenen Jahr unter großer öffentlicher Empörung schließen musste.
"Zum Beispiel mit einem DJ zum Essen"
Scheffel hatte zunächst zusammen mit Constantin Wahl von der 089-Bar das defizitäre Kino 2010 übernommen und wollten den Betrieb gewährleisten. Als trotz steigender Besucherzahlen dann aber in diesem Sommer das Kino geschlossen wurde, war die Aufregung groß, und die Schuldigen schnell gefunden: Wahl und Scheffel. Dessen Version der Geschichte klingt so: "Wir haben das Kino weitergeführt und dabei 100.000 Euro Verlust gemacht. Uns war klar, wir können den Betrieb nur aufrecht erhalten, wenn wir ihn im Sommer mit Gastronomie subventionieren."
Freischankflächen wurden allerdings von der Stadt nicht genehmigt. Ein Kino bekomme so etwas nicht, sei die Antwort gewesen. "Mehr kann man von einem Gastronomen nicht erwarten, als dass er es ein Jahr probiert", sagt Scheffel. So sieht das wohl ein Gastronom. Nun soll eine Mischung aus Restaurant, Bar und Unterhaltung kommen, "zum Beispiel mit einem DJ zum Essen." Das sei in Frankreich schon längst üblich.
Und so etwas ist für einen 47-Jährigen auch vielleicht ein guter langsamer Ausstieg aus dem Nachtleben. In das könnte sich ja bald sein Sohn, 16, stürzen. Da lacht Scheffel noch einmal. "Stimmt, der war neulich schon auf seiner ersten Ü16-Party bei uns auf dem Gelände."