Pachtvertrag:Brandbrief vom Oberbürgermeister

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Gekündigt: Am 1. Juli läuft der Pachtvertrag des Vereins für das Gelände an der Osterwaldstraße aus. (Foto: Robert Haas)

Dieter Reiter bittet die Allianz-Versicherung, die Kündigung ihres Firmensportvereins SV Weißblau zu überdenken

Von Thomas Kronewiter, Stefan Mühleisen, Schwabing

Die Proteste gegen eine lukrative Verwertung des Allianz-Sportgeländes am Rande des Englischen Gartens zu Lasten des einst als Betriebssportverein gegründeten SV Weißblau-Allianz reißen nicht ab. Nun hat sich auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in einem Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Allianz Deutschland, Klaus-Peter Röhler, gewandt - mit der Bitte, die Kündigung des Pachtvertrags zu überdenken. Die knapp 4000 Vereinsmitglieder sollten "der sozialen Verantwortung, der sich die Allianz Versicherungs-Aktiengesellschaft in ihren Unternehmenswerten verschrieben hat, vertrauen können", schreibt Reiter.

Der Oberbürgermeister verweist auch auf die deutliche Ablehnung der Ausbau- und Erweiterungsüberlegungen für das exponiert im Englischen Garten liegende Gelände. Im Rahmen der Gespräche hätten sowohl die Lokalbaukommission als auch die Stadtplanung "unmissverständlich zum Ausdruck gebracht", dass die beabsichtigte Umnutzung in ein gewerbliches Sport- und Freizeitgelände im Hinblick auf den Flächennutzungsplan und die Lage im Landschaftsschutzgebiet "nicht genehmigungsfähig wäre". Auch aufgrund dieser negativen Auskünfte appelliert Reiter an den Allianz-Chef, "sollte Ihr Unternehmen an der Fortführung des Pachtvertrages mit dem SV Weißblau-Allianz e. V. festhalten". Andernfalls sei der Fortbestand des traditionsreichen Vereins ernsthaft in Gefahr.

Denn Alternativen kann die Stadt den 4000 Vereinsmitgliedern nicht bieten. Die Bezirkssportanlagen sowie die Turnhallen im Stadtbezirk Schwabing-Freimann und den Nachbarvierteln seien stark ausgelastet. Nach Angaben des Referats für Bildung und Sport (RBS) sind stadtweit die Doppel- und Dreifachsporthallen zu rund 95 Prozent, Einfach- und Kleinsporthallen zu 73 Prozent ausgelastet. Laut OB ist ein Ausweichgrundstück, wohin der Verein umziehen könnte, im städtischen Portfolio nicht vorhanden. Die Stadt ist sich deshalb dessen bewusst, dass sie die Fortführung des Vereinsbetriebs in seiner derzeitigen Form nicht sicherstellen kann. Dennoch: Aufgeben will die Verwaltung noch nicht. Das RBS werde "alles daran setzen, (...) den rund 4000 Vereinsmitgliedern auch künftig eine sportliche Heimat zu bieten", teilte die Behörde zuletzt mit.

Auch Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), zugleich Mitglied im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann, setzt sich für den Verein ein. Er hat an zwei Allianz-Vorstandsmitglieder gleichlautende Briefe geschrieben, in denen er für eine "pragmatische Lösung" wirbt. "Gerade in einem Weltkonzern wie der Allianz sind (...) Institutionen wie der SV Weißblau-Allianz wertvolle Orte der Begegnung", schreibt Spaenle. Er ermutigt die Allianz-Führung in dem Papier, Mitarbeiter und Vereinsmitglieder "aktiv in die Entwicklung von Lösungsansätzen" mit einzubeziehen.

Die Allianz hat dem 1926 gegründeten Sportverein SV Weißblau zum 31. Juli 2018 den Pachtvertrag für das Gelände an der Osterwaldstraße 144 gekündigt. Bekannt wurden in diesem Zusammenhang Planungen eines privaten Sportclubbetreibers, die dort eine gewerbliche Sportnutzung, ein Außenschwimmbad, Ereignis-Gastronomie und zusätzliche Parkanlagen beinhalten. Das Hauptgebäude soll nicht nur saniert, sondern auch umgebaut und erweitert werden. Hintergrund sind Sanierungskosten, die die Allianz nicht selbst übernehmen will. Auch die Betriebskosten für die Gebäude und das 30 000 Quadratmeter große Areal will die Allianz sparen.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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