Ortskern:Brunnen, Bach und Pferdekoppel

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Der Aubinger Dorfkern ist zu 60 Prozent versiegelt. Ein Sanierungskonzept könnte dem Ort seinen historischen Charakter zurückgeben. Ein entsprechendes Beschlusspapier kommt Ende September in den Stadtrat

Von Ellen Draxel, Aubing

Der Platz vor der Kirche St. Quirin ist alles andere als eine Augenweide. Eine gekieste Parkfläche, dahinter das Gebäude des Technischen Hilfswerks (THW), dessen Fahrzeuge aus Platzmangel teils vor der Halle stehen. Doch könnte dieses Bild wohl bald der Vergangenheit angehören. Das Planungsreferat schlägt vor, diesen Teil der Ubostraße auf Grundlage eines Wettbewerbs als Dorfplatz neu zu gestalten. "Aus historischer Sicht handelt es sich bei dem Areal um eine für das kulturelle und gesellschaftliche Leben bedeutende Platzsituation im südlichen Ortseingangsbereich", begründet Stadtbaurätin Elisabeth Merk den Vorstoß in einem Beschlusspapier, das Ende September dem Stadtrat vorgelegt werden soll, bislang aber noch als Entwurf existiert.

Nötig ist die Neugestaltung dieses Bereichs vor der Kirche aus Sicht der Aubinger längst. "Die Gebäude des THW und der benachbarten Feuerwehr müssen erweitert werden, beide bringen ihre Wagen nicht mehr unter", weiß Sebastian Kriesel (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses. Die Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing hat diese Ecke vergangenen November gar als "Schandfleck" bezeichnet und die Wiederherstellung der ehemaligen Dorfstruktur gefordert: mit der "Errichtung einer gut bürgerlichen Gaststätte" inklusive Versammlungsräumen für die örtlichen Vereine auf dem voll belegten Parkplatz vor der Aubinger Tenne. Mit einem verkehrsberuhigten Kirchplatz plus Brunnen als "Ort der Begegnung". Und mit einem Hotel samt Tiefgarage. Idealerweise sollten ergänzend Kinderbetreuungseinrichtungen und für Senioren ein Haus für Betreutes Wohnen, beispielsweise westlich des Giglwegs, berücksichtigt werden. "Wir brauchen", meinten damals Vereinsmitglieder, "wieder etwas Funktionierendes in Aubing". Besonders jetzt, da das Pfarrheim von St. Quirin saniert werde und es den Burenwirt nicht mehr gebe. Das Traditionslokal, das stets Treffpunkt für eine ganze Reihe von Aubinger Vereinen war, hatte Ende Oktober 2018 seine Pforten geschlossen.

Seit vergangenem Herbst ist Aubings denkmalgeschützter Ortskern nun Sanierungsgebiet. Damit stehen für Verschönerungen Finanzmittel aus der Städtebauförderung zur Verfügung. Privatpersonen haben Teile dieser Gelder bereits für Um- und Neubauten genutzt - unter der Einhaltung strenger Richtlinien. Zentral für den Erhalt des Ensemble-Charakters ist jedoch vor allem die Weiterentwicklung des öffentlichen Raums. Dazu zählen Grünzonen, von denen es in Altaubing zu wenige gibt. Und diejenigen, die existieren, sind erneuerungsbedürftig und nur eingeschränkt barrierefrei. Der Dorfkern selbst ist zu 60 Prozent versiegelt.

Das Sanierungskonzept sieht deshalb zwei Handlungsschwerpunkte vor. Zum einen die Aufwertung des Platzes an der ehemaligen Ross-Schwemme im Eck zwischen Schwemmstraße, Flunk- und Zwillergasse: Dort soll der Verkehr reduziert und gleichzeitig die Grünfläche zugunsten einer hohen Aufenthaltsqualität gestaltet werden. Eventuell entsteht in diesem Bereich ein Kleinkinderspielplatz. Aubings Lokalpolitiker wünschen sich eine Optik "mit deutlichem Bezug zum dörflichen Charakter des Ortes", etwa in Form von Bänken oder der Situierung eines Brunnens. An dieser Stelle soll zudem der unterirdisch fließende Langwieder Bach wieder sichtbar gemacht werden. Früher floss der Bach offen durch den Ort, zwischen Schwemmstraße und Flunkgasse hatten die Aubinger ihn so verbreitert und vertieft, dass sie dort ihre Pferde waschen konnten.

Etwas weiter nördlich, im Kreuzungsbereich zwischen Schwemmstraße, Sulzemooser Straße und Am Langwieder Bach, befand sich dann eine Gemeindeweide mit zwei Häusern, in denen die Viehhirten wohnten. Bis vor kurzem graste auf dieser Koppel noch Hengst Xaver, das Tier ist aber inzwischen verstorben. Auch diese Grünfläche soll optimiert und der Bach an dieser Ecke wieder geöffnet werden. Der Bezirksausschuss fordert eine Gestaltung als Obst- und Wildblumenwiese und explizit den Erhalt der Pferdekoppel. Das Planungsreferat kann sich für dieses Areal auch, falls machbar, einen Mehrgenerationenspielplatz vorstellen.

Außerdem plädieren die Stadtteilvertreter für ein einheitliches Beleuchtungskonzept im Dorfkern. Bislang wechseln sich die verschiedensten Münchner Lampenmodelle mit Peitschen, Holzmasten und LED-Lampen ab. Grundlage des Konzepts in Altaubing könnten aus Gremiumssicht auch die im Beleuchtungswettbewerb Freiham erzielten Ergebnisse und Erfahrungen sein. Das Baureferat wird gebeten, "hier baldmöglichst einen Vorschlag vorzustellen".

Bereits im Juli hat der Stadtrat das weitere Vorgehen am Aubinger Bahnhof entschieden. Ein städtebaulicher Wettbewerb soll für die barrierefreie Erschließung des S-Bahnhofs von Norden und eine ansprechende Gestaltung des Bahnhofs sorgen - samt Vorplatz und anschließender städtischer Flächen.

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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