Open-Air-Theater:Im Knast ist wieder die Hölle los

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Die wilden Zwanziger für das neue Jahrtausend: Das Stück, auf dem „Chicago“ beruht, stammt aus dem Jahr 1926. Am Roten Tor in Augsburg gibt es das Musical nun Open Air zu sehen. (Foto: Jan-Pieter Fuhr)

Das Staatstheater Augsburg hat das Musical "Chicago" über Korruption, Verbrechen und Manipulation für seine Freilichtbühne adaptiert.

Von Yvonne Poppek

Die Uraufführung des Musicals "Chicago" liegt schon eine Weile zurück. 1975 war das am New Yorker Broadway. Das Stück der US-Amerikanerin Maurine Dallas Watkins, auf dem "Chicago" beruht, ist noch ein wenig betagter, es stammt aus dem Jahr 1926. Trotzdem scheint es über all die Zeit nicht an Aktualität einzubüßen, geht es doch um Korruption und Manipulation oder - wie es der Komponist John Kander einmal im Interview formulierte: "Es ging uns darum zu fragen: Ist Korruption ein Vergnügen? Ist es nicht unterhaltsam, wenn man mit einem Mord davonkommt?"

Das Staatstheater Augsburg hat sich das erfolgreiche Musical nun als seine Sommerproduktion auf der Freilichtbühne am Roten Tor ausgesucht. Im passenden Ambiente vor der Befestigungsanlage wird sich dort das Stück um die Nachtclubsängerin Roxie Hart entfalten, die ihren Liebhaber erschießt und dafür im Gefängnis landet. Mit ihrer Mitinsassin Velma Kelly engagiert sie einen Anwalt, der raffiniertes Medien-Marketing für die beiden Mörderinnen betreibt - mit befreiender Wirkung. Der Regisseur und Choreograf Gaines Hall belässt die Handlung in den Zwanzigerjahren, dort wo die Autoren Fred Ebb und Bob Fosse "Chicago" angesiedelt haben. Harald B. Thor hat am Platz ein Gefängnis-Halbrund errichtet, zwei Drehbühnen machen die Ortswechsel möglich. Das Orchester, dirigiert von Justin Pambianchi, wird überdacht spielen können, sodass die von Samstag, 19. Juni, bis Samstag, 31. Juli, geplanten Vorstellungen bei leichtem Regen stattfinden können. Bei starkem Regen oder Gewitter wird die Vorstellung möglichst zwei Stunden vor Beginn abgesagt. Gut 500 Zuschauer sind derzeit erlaubt, das Staatstheater hofft aber, in Kürze auch vor 1000 spielen zu können. Platz wäre für 2000.

In jedem Fall werden doch einige Musical-Fans Katja Berg und Sidonie Smith in den weiblichen Hauptrollen sehen können. Den Part des Anwalts übernimmt Alexander Franzen. Als einen besonderen Clou feiert das Staatstheater die Verpflichtung des Travestiekünstlers Chris Kolonko. Der in Augsburg geborene Schauspieler, Sänger, Verwandlungskünstler und Entertainer hat die Rolle der Journalistin Mary Sunshine übernommen, die aus den Mörderinnen Medienstars macht. Und dass das nicht nur in den Zwanzigern möglich war - das Stück von 1926 lehnt sich an realen Ereignissen an - dürfte wohl außer Frage stehen.

Chicago , Premiere am Samstag, 19. Juni, 20.30 Uhr, bis 31. Juli, Freilichtbühne am Roten Tor, Augsburg, Telefon 08 21/324 49 00

© SZ vom 17.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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