Oktoberfest:Wird die Wiesn umzäunt? Der Stadtrat steht vor Entscheidung

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  • Schon seit einigen Monaten werden die Pläne für eine zeitlich begrenzte Absperrung durch einen ausrollbaren Zaun diskutiert.
  • Am Dienstag wird im zuständigen Stadtratsausschuss darüber abgestimmt.
  • Die Zeichen stehen auf Ablehnung.

Von Franz Kotteder, München

Zaun oder kein Zaun? Was unter Nachbarn gerne mal zu Streit führt, sorgt jetzt auch für Unruhe im Rathausbündnis zwischen Schwarz und Rot. Denn während der Zweite Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) als oberster Wiesn-Chef für eine zeitweise Absperrung durch einen ausrollbaren Zaun plädiert, wenn der Andrang aufs Oktoberfest zu groß wird, ist die SPD nun doch dagegen. Diskutiert werden die Pläne schon seit einigen Monaten, darüber abgestimmt wird an diesem Dienstag aber im zuständigen Stadtratsausschuss für Arbeit und Wirtschaft. Und die Zeichen stehen auf Ablehnung.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte sich in der vergangenen Woche skeptisch über einen Zaun geäußert, SPD-Fraktionschef Alexander Reissl sprach sich am Wochenende dagegen aus. Die SPD-Fraktion im Wirtschaftsausschuss will erst am Dienstagmorgen über ihr Abstimmungsverhalten beraten, am Montag war bis Redaktionsschluss kein Fraktionsmitglied zu erreichen. Sollten die Sozialdemokraten ihrem Führungspersonal folgen, so wird der Zaun wohl abgelehnt: Die kleineren Fraktionen sind fast alle dagegen.

Neue Regeln
:Auf eine eingefriedete Wiesn

Das Oktoberfest bekommt jetzt also einen "Secu-Fence". Das ändert viel - der Oberbürgermeister wird seinen Spruch zum Anstich ändern müssen.

Kolumne von Andreas Schubert

Teil des künftigen Sicherheitskonzepts für die Wiesn ist auch das Vorgehen an den Tagen mit besonders starkem Andrang, also meist von Freitag bis Sonntag sowie am Tag der Deutschen Einheit. Künftig soll es nun eine automatisierte Besucherzählung geben. Über soziale Medien von Facebook bis Twitter, über den Rundfunk und mit Lautsprecherdurchsagen soll vom Oktoberfestbesuch abgeraten werden, wenn die Menschenmenge auf der Theresienwiese sich der problematischen Marke von zwei Personen pro Quadratmeter nähert. In diesem Fall werden die U- und S-Bahnhöfe Hackerbrücke, Hauptbahnhof und Theresienwiese nicht mehr angefahren.

Nimmt der Andrang trotzdem nicht ab, so käme "als letzte Maßnahme noch die temporäre Sperrung der Zugänge zum Oktoberfest-Festplatz" in Frage. Zum einen durch die Polizei und die städtischen Ordner, zum anderen mit ausrollbaren Zäunen, jeweils 50 Meter lang, die im Notfall entlang der Theresienhöhe zwischen dem Behördenhof und dem Marstallfestzelt aufgestellt werden sollen. Zehn solcher "SecuFence"-Boxen zum Stückpreis von 5000 Euro will die Stadt dafür anschaffen. Sie sollen verhindern, dass Besucher, die an den Eingängen abgewiesen wurden, sich sozusagen hintenrum reinmogeln.

Ein sehr emotionales Thema

Diese Sicherheitszäune sind es, die nun für Unruhe sorgen, denn sie würden im Notfall die einzige größere Zugangsmöglichkeit über offenes Gelände absperren. Ansonsten ist das Oktoberfest in diesem Jahr - wegen des Zentrallandwirtschaftsfests und der dadurch kleineren Wiesn - nur über elf Eingänge zu betreten. Der Rest des Geländes ist ohnehin schon umzäunt: wegen der Absperrungen um die Schaustellerbetriebe und deren Fahrzeuge. Neue, zusätzliche Absperrungen, das ist ein sehr emotionales Thema. Viele denken da sofort an Duisburg und die Love Parade von 2010, bei der nach einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben kamen.

Quelle: SZ-Grafik (Foto: SZ-Grafik)

Um eine komplette Absperrung des Geländes gehe es freilich nicht, sagt Bürgermeister Schmid. Der Rollzaun komme höchstens in Spitzenzeiten für kurze Zeit zum Einsatz: "In Sachen Sicherheit gehe ich keine Kompromisse ein", sagte er am Montag, "ich berufe mich dabei auf die Fachbehörden, die da in mehreren Besprechungen zugestimmt haben."

Der neue Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) hatte bereits vergangene Woche von einer "naheliegenden Überlegung" gesprochen, und Polizei-Pressesprecher Thomas Baumann sagt: "Wir sehen einen Zaun als eine von mehreren Möglichkeiten, die Sicherheit zu erhöhen. Wir pochen nicht auf den Zaun, es gibt mehrere andere Möglichkeiten, aber wir sind da offen. Und wir sind auch nur einer von mehreren Playern, die für die Sicherheit zuständig sind." Helle Begeisterung sieht bei Behörden zwar anders aus, Ablehnung aber auch.

Eine andere Sorge kann Josef Schmid den Wiesn-Besuchern jedenfalls nehmen: Wie komme ich an meinen reservierten Wiesntisch, wenn das Gelände wegen Überfüllung gesperrt wird? Für diesen Fall erhalten die Reservierungsgäste von den Wirten besondere Bändchen, mit denen sie an Extra-Eingängen nördlich der Bavaria und an der Beethovenstraße/Bavariaring eingelassen werden.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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