Oktoberfest:Weniger ist auf der Wiesn manchmal mehr

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Gemütlich ist das Oktoberfest nie, entspannt aber darf es schon sein. Und in diesem Jahr ist es das tatsächlich - ein Glücksfall.

Kommentar von Franz Kotteder

Vor einer Woche sind viele noch erschrocken: War's das jetzt mit dem größten Volksfest der Welt? Nur eine halbe Million Besucher am ersten Wochenende - wenn man das hochrechnete, wären das ja nur, nun ja: klägliche 4,25 Millionen für eine ganze Wiesn, die ja sonst so ihre sechs Millionen Gäste anzieht.

Ganz so dramatisch wird der Rückgang nun doch nicht ausfallen, mit dem Altweibersommer kommen auch die Besucher zurück. Knapp drei Millionen, das sind gar nicht so wenig und etwa so viel wie vor einem Jahr.

Wiesn
:Halbzeit auf der Wiesn: Knapp drei Millionen Besucher, Bierkonsum sinkt deutlich

Die Besucherzahl sei nur ein bisschen niedriger als im Vorjahr, sagt Wiesn-Chef Schmid bei der Vorstellung der Halbzeit-Bilanz. Die Zahl der angezeigten Sexualdelikte ist gestiegen.

Damals war schon von der "Schrumpf-Wiesn" die Rede, aber gleichzeitig genossen es viele, dass die Bierzelte an normalen Wochentagen auch abends nicht wegen Überfüllung geschlossen waren und dass man nicht befürchten musste, selbst in engen Seitenstraßen von den Massen beinahe erdrückt zu werden. Der "Prosit der Gemütlichkeit" ist ja sowieso meist nur eine Behauptung der Bierzeltkapellen, "gemütlich" ist die Wiesn nur selten. Das soll ein Volksfest ja auch gar nicht sein, wer mit 6000 Leuten in einem Zelt sitzt oder mit dem "Skyfall" gerne 75 Meter abstürzt, denkt ja gewiss nicht an Gemütlichkeit.

Entspannt aber darf so ein Volksfest schon sein. Und die Wiesn ist bislang noch entspannter als im vergangenen Jahr. Vielleicht liegt das tatsächlich auch an den verschärften Einlasskontrollen, eher aber daran, dass einfach weniger Leute kommen und weniger Gedränge ist.

Beim Standkonzert vor der Bavaria am Sonntag sprach Oberbürgermeister Dieter Reiter sicher vielen Münchnern aus der Seele, als er sagte: "Die Wiesn ist heuer definitiv ruhiger. Wegen mir könnte es auch so bleiben." Denn eines muss man ja auch sagen: Das Festgelände ist an manchen Tagen nach wie vor sehr voll, was nicht ungefährlich ist. Insofern hat der Trend zur schlanken Wiesn sein Gutes: Manchmal ist weniger ganz einfach mehr.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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