Oktoberfest:Warmtrinken

Lesezeit: 1 min

Die Gestaltung sorgt für Debatten, doch kommt es darauf beim Masskrug an? (Foto: Matthias Balk/dpa)

Bis zum Anzapfen dauert es noch, aber die Anlässe zum Vorglühen häufen sich: zum Beispiel mit dem neuen Wiesn-Masskrug.

Von Andreas Schubert, München

Vom offiziellen Wiesn-Motiv 2015 kann man halten, was man will. Man kann das farbenfrohe Design des in Masskrugform angeordneten Schriftzugs "Oktoberfest" mögen, das nach offizieller Lesart an "das bunte Treiben" auf der Wiesn erinnern soll. Man kann sich aber auch fragen, warum der Künstler Moritz Breitenhuber auf sein poppiges Motiv einen Bierschaum gesetzt hat, der eher wie ein Zuckerguss ausschaut. Weil sich auf der Wiesn so viele zuckersüße Madln im Dirndl herumtreiben? Weil ihm kandierte Früchte besser schmecken als Bier?

Nichts Genaues weiß man nicht. Nur, dass die Jury das Motiv gut fand - und der stilisierte Masskrug jetzt auch auf dem offiziellen Wiesn-Masskrug abgebildet ist. Toni Roiderer, der Sprecher der großen Wiesnwirte und ein Mann der pointierten Weisheiten, findet jedenfalls, dass der Krug ja schön sein müsse, wenn ihn schon der "Kunstausschuss" ausgesucht habe. Für den Wirt des Hacker-Zeltes, wo die Stadt den Krug am Dienstag präsentierte, zählt eh etwas anderes: Nur noch ein Monat bis zur Eröffnung. "Wenn der Wiesnkrug vorgestellt wird, weiß man, jetzt wird's dann knapp", sagt Roiderer.

Die Präsentation des Wiesnkruges ist nur einer von sich jetzt häufenden Anlässen, bei denen sich ein Kreis geladener Gäste schon mal warmtrinken kann. Unter ihnen sind natürlich die Wiesnwirte und Brauereichefs sowie ein ganzer Tross Journalisten, bei denen man nicht so genau weiß, für wen sie eigentlich arbeiten, aber immerhin wie viel Bier sie vertragen.

Weitere Termine sind unter anderem die offizielle Wiesnbierverkostung und der Wiesnrundgang kurz vor der Eröffnung. Am 19. September dann wird Oberbürgermeister Dieter Reiter zum zweiten Mal im Schottenhamel "ozapft is" rufen (ob mit oder ohne seinen letztjährigen Zusatz "Scheiß drauf, wurscht!", darauf darf gewettet werden). Und dann werden binnen 16 Tagen wohl wieder mehr als sechs Millionen Mass fließen.

Bei der Krug-Präsentation war Reiter nicht dabei, wohl aber sein Vize und Wiesnchef Josef Schmid (CSU) sowie der Kabarettist und Stimmenimitator André Hartmann, der unter anderem als Wiedergänger längst gegangener Politiker auftrat. Den Sammlerkrug stemmte er als Christian Ude in die Höhe. Und während auf der Theresienwiese noch die nächsten Wochen der Baulärm dominieren wird, ertönte unterm bereits fertigen Himmel der Bayern die Melodie, die viele kaum mehr erwarten können: "Ein Prosit der Gemütlichkeit."

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: