Dass München brummt, ist eine nicht zu diskutierende, aber wohltuende Tatsache. Ein so besonderes Brummen ist es, dass es im Rest der Republik gerne als Hoch- bis Übermut oder auch als regionale Form von Tinnitus wahrgenommen wird. Hier brummt es derart, dass auch das Umland was davon hat, wenn's denn weiter draußen auch nur noch scheppert.
Einen Exodus von Mietern, einen Flughafen, der näher bei 21 anderen Ortschaften als bei München liegt, Bade- und Wohlfühltempel, extra für und wegen der Münchner gebaut. Und dann die Seen und Berge, alles für die Münchner hingestellt. Unseren südlichsten See haben wir sogar an Italien verliehen. Ist es denn da ein Wunder, dass fast alle Erdbewohner zu den privilegierten, vom Schicksal verwöhnten, den Göttern auserkorenen Münchnern gehören möchten?
Nein, es ist kein Wunder, es ist manchmal einfach zu viel. Nicht die Vorzüge sind zu viel, die Anderen sind's, die Mietpreistreiber, die Tschüssler und Pseudo-Trachtler. Die letzte Spezies hat ihr Refugium dankenswerterweise mehr am Tegernsee als in der Stadt gefunden, sie bricht bevorzugt im Spätsommer Richtung München "zu den Wiesen" auf.
Überhaupt, die Wiesn! Das kann und darf es ja wohl nur in München geben. Da kellnert in einem der Bierzelte ein leibhaftiger Pfarrer. Ein Diener Gottes auf der Intersuff! Dort heißt doch die Glaubensfrage: Vertragst no a Mass? Und dort fragt man nicht, dort wird geliefert! Lieber Pfarrer Schießler: "Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind" (Abraham Lincoln). Stimmt komplett (Der Schichtl).
Die Dackel sterben aus, jetzt gibt der Szene-Münchner den Windhund
Und weil wir gerade bei den Extras dieser Stadt sind: Sogar ein eigenes Wappentier hat es mal gegeben, aber wie es ausschaut, sterben die Dackel gerade aus. Der vakante Posten wurde von windigen Möchtegern-Szene-Münchnern bezogen, die als Pendant zum Dackel den Windhund geben. Die würden auch ganz gern mitbrummen. Manch einer hat auch schon gebrummt, für was auch immer, dabei sein ist eben alles - im Knast wie draußen.
Und dann gibt's natürlich auch die Hipster, Szene-Nomaden der Neuzeit. Leicht kann man die nicht beschreiben. Denn das sind ja nicht nur uniformierte Individualisten mit ihren Fünf-Tage-Bärten. Die Hipster sind nicht schlecht oder böse, ein bisserl überflüssig eventuell. Man muss aber zugeben, dass da, wo der Hipster hin zieht, die Abrissbirne weg bleibt (Und etliche Alteingesessene auch).
Alles Schöne hat, wie doch auch die liebe Wiesn, seinen Preis, und jede Stadt die Einwohner, die sie verdient. Es wissen längst schon alle: Wer in München nicht a bisserl spinnt, der ist nicht ganz normal. Die Mischung macht's halt aus.