Oktoberfest-Band:China übt den Ententanz

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Alle reden vom Wiesnstress. Doch was ist schon eine einzige Wiesn? Die Band "Blind Date" absolviert drei Oktoberfeste hintereinander.

Claudia Wessel

Alle reden vom Wiesnstress. Doch was ist schon eine einzige Wiesn? Die Band "Blind Date" absolviert drei Oktoberfeste hintereinander. Die SZ sprach mit Bandleader Wolfgang Rolle über den Auftritt in China.

"Oh ja": Die Leute tanzen auch in China auf den Bierbänken. (Foto: Foto: Blind Date/oh)

SZ: Sie sind gerade vom Oktoberfest-Einsatz in Shanghai zurückgekommen. Wie war's?

Rolle: Einfach unvorstellbar. Das muss man selber miterlebt haben. Die Leute waren wieder super drauf, die freuen sich über jede Kleinigkeit, zum Beispiel wenn man den Ententanz macht. Hier ist es ziemlich unmöglich, ein Zelt voller erwachsener Menschen dazu zu kriegen mitzumachen.

SZ: Wie muss man sich denn dieses Oktoberfest vorstellen?

Rolle: Dieses Jahr hatten sie ein richtiges Bierzelt aufgebaut mit etwa 1500 Sitzplätzen. Letztes Jahr fand es noch in einem Industriegelände in einem nicht so schönen Firmengebäude statt. Das war eine Halle, in der sie lauter weiß-blaue Rauten an die Wände montiert hatten. Es war ein sehr niedriger Raum, also kein besonderes Oktoberfestflair. Heuer waren wir aber richtig begeistert.

SZ: War das ein deutsches Bierzelt?

Rolle: Das weiß ich nicht. Sie hatten jedenfalls auch richtige Biertische aufgebaut. Aber da gibt es ja zwei Sorten, mit schmaleren und breiteren Tischen. Die haben die breiten gehabt.

SZ: Und es war voll?

Rolle: Jeden Tag ausverkauft.

SZ: Gab's beim Publikum auch Lederhosen und Dirndl?

Rolle: Nein. Nur die Bedienungen, die hatten selbstgeschneiderte Dirndl-Fakes und Stofflederhosen an.

SZ: Aber auf den Bänken wurde getanzt?

Rolle: Oh ja. Am Anfang spielen wir deutsche Wiesnhits, etwa "Fürstenfeld", dann geht es aber relativ schnell über in internationale Hits. Die deutschen Texte verstehen die ja nicht und können nicht viel damit anfangen. Deshalb spielen wir Songs, bei denen sie mitmachen können, etwa den Lasso-Song und YMCA. Zusätzlich haben wir chinesische Songs im Repertoire, das begeistert die Chinesen sehr, wenn eine deutsche Band chinesische Hits spielt. Alle singen dann mit. Da habe ich richtig Gänsehaut bekommen.

SZ: Wie funktioniert der Lasso-Song?

Rolle: Am Anfang schwingt man mit den Armen über dem Kopf wie ein Lasso, dann hält man zwei Finger hinter den Kopf, so indianermäßig, dann schaut man suchend in die Ferne. Das machen die dann alle nach.

SZ: War denn auf der Wiesn in Shanghai mehr Stimmung als hier?

Rolle: Anders. Hier kommen die Leute erst in Stimmung, wenn sie viel getrunken haben. Dort ist die Begeisterung von Anfang an so groß, dass es sofort brodelt.

SZ: Jetzt haben Sie ein paar Tage Pause und dann geht's weiter.

Rolle: Ja, im Ammerzelt auf der Wiesn.

SZ: Und danach ist aber noch immer nicht Schluss.

Rolle: Das stimmt, am Dienstag nach Wiesnende fahren wir gleich weiter nach Hongkong zum Oktoberfest.

SZ: Waren Sie da auch schon?

Rolle: Nein, da sind wir heuer das erste Mal. Im Gepäck haben wir wieder die üblichen Spielchen. Schuhplatteln, Holzhacken oder Sägen im Takt der Musik...

SZ: Danach haben Sie aber genug von Oktoberfesten, oder?

Rolle: Dann reicht's, ja. Aber nach der Wiesn ist vor der Wiesn.

© SZ vom 18.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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