Oberwiesenfeld:Viele Fragen, kaum Antworten

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Bei einer Veranstaltung der SPD zur Bebauung des Knorr-Bremse-Geländes zeigt sich erneut, dass in der Bevölkerung große Unruhe herrscht. Die Bürger wünschen sich endlich konkrete Fakten zu dem Projekt - vor allem zu den Ausmaßen des geplanten Hochhauses

Von Julius Bretzel, Oberwiesenfeld

An Hochhäusern ist der Münchner Norden rund um das Olympiagelände nicht arm: Der O₂-Tower mit 146 Metern, der BMW-Vierzylinder mit 101 Metern oder die Wohntürme im Olympiadorf, die rund 80 Meter in die Höhe ragen. Bald soll sich dazu ein neues Gebäude gesellen - doch die Höhe des Büroturms, der auf dem Firmenareal von Knorr-Bremse entstehen soll, steht noch nicht fest. Politiker der SPD haben am Samstag die aktuellen Planungen vorgestellt. Dabei äußerten die Besucher Kritik am Bauprojekt - und nutzten die Veranstaltung dazu, um ihrem Ärger über die Infrastruktur des gesamten Viertels Luft zu machen.

Talk am Turm: In Sichtweite des H2-Hotels an der Moosacher Straße spricht Stadträtin Simone Burger (li., mit Mütze)über das geplante Hochhausprojekt. (Foto: Robert Haas)

Eine Traube von rund 50 Menschen gruppierte sich an der Moosacher Straße gegenüber der denkmalgeschützten Knorr-Bremse-Zentrale, um Stadträtin Simone Burger (SPD) sowie ihre Parteifreunde Brigitte Voit und Stefan Wasner, die beiden Spitzenkandidaten für den Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart. Eigentlich war ein Rundgang über das Firmengelände geplant; doch mit so vielen Besuchern haben die Politiker nicht gerechnet. Die Pläne hatte Opes Immobilien bereits im Oktober vorgestellt, jene Firma, die als neuer Eigentümer das Gelände für den Knorr-Bremse-Hauptaktionär Heinz Hermann Thiele bebauen will. Doch einige Punkte in der Planung sind noch ungewiss.

Insgesamt ist auf der Fläche nördlich des Olympiaparks eine Bebauung in drei Abschnitten vorgesehen: Westlich des neoklassizistischen Verwaltungsgebäudes an der Moosacher Straße 80 soll ein Hochhaus errichtet werden, im Osten schließt sich ein Gewerbebau-Ensemble an; in Richtung Norden soll ein Grünflächenpark und ein Bereich mit Wohngebäuden, Einkaufsmöglichkeiten und einem Pflegeheim entstehen.

Unruhe herrscht in der Bevölkerung vor allem wegen des geplanten Hochhauses. Die Besucher der Veranstaltung wollten konkrete Zahlen über die Gebäudehöhe erfahren. Diese bekamen sie jedoch nicht genannt. "Ursprünglich waren nur 55 Meter geplant, doch dann wurden in der Ausschreibung 99 Meter ausgelobt. Diese Höhe steht so im Antrag", erklärte Burger. "Wahrscheinlich werden es aber doch weniger." Die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt sowie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatten eine Maximalhöhe von 78 Metern gefordert. Dann würde das Bürogebäude etwa so hoch wie das benachbarte H2-Hotel werden. Wie hoch es schlussendlich werde, konnte auch Burger nicht sagen, das hänge vom Architektenbüro Müller Reimann ab. Dieses überarbeite die Pläne für den Büroturm nun noch einmal, wie die Stadträtin sagte. Einige Bürger erkundigten sich, wie die Chancen auf Einspruch stünden. Burger antwortete, das hänge davon ab, wie sehr die Einspruch erhebende Person negativ vom Bau betroffen sei. Das könne zum Beispiel Beschattung sein. Eine andere Anwohnerin rief: "Verschwendet man eigentlich überhaupt einen Gedanken damit, welche Belastung durch Baulärm und Emissionen wir Nachbarn damit haben?" Burger verwies auf die Lokalbaukommission, an die man Beschwerden richten könne - und betonte selbst ihre Haltung zu den Plänen: "Außerdem halte ich auch persönlich das Hochhaus für einen Einschnitt in den Ensembleschutz."

An der westlichen Seite des neoklassizistischen Verwaltungsgebäudes soll ein Hochhaus entstehen. (Foto: Robert Haas)

Die weiteren Anliegen der Bürger betrafen die Infrastruktur ihres Viertels. Die U3 sei überlastet, klagten die Anwohner, auf der Moosacher Straße komme es jeden Morgen zum Stau. Das Parkplatzangebot sei zu gering, besonders bei Großveranstaltungen im Olympiapark. Simone Burger zeigte Verständnis für die vorgebrachten Probleme, konnte jedoch auch keine Lösungen nennen. "Wir setzen uns für einen Fünf-Minuten-Takt für die gesamte U3-Strecke ein. Aber dafür brauchen die Stadtwerke neue U-Bahnen und mehr Zugführer, das ist schwierig", sagte sie. Bezüglich der Überlastung auf der Moosacher Straße plädierte sie für eine eigene Busspur.

Insgesamt ließ die Veranstaltung indes viele Teilnehmer unzufrieden zurück. Sie hätten sich mehr Details und Fakten gewünscht, Zahlen zur Hochhaushöhe, ausgearbeitete Verkehrskonzepte und klare Lösungsansätze. "Wann soll das alles passieren? Wenn die Enkel tot sind?", rief ein Besucher. Darauf bekam er keine Antwort.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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