Obersendling:Wende hin zum Guten

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In der generalsanierten Unterkunft für Asylsuchende an der Baierbrunner Straße erinnert nichts mehr an das trübe Kapitel der Flüchtlingsbetreuung

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Vor zwei, drei Jahren sollen noch unhaltbare hygienische und organisatorische Zustände geherrscht haben, mal beklagt von ehrenamtlichen, mal von professionellen Helfern sowie immer wieder auch von empörten Lokalpolitikern. Vor allem als Ankunftszentrum hat die Asyleinrichtung an der Baierbrunner Straße 14 negative Schlagzeilen produziert. Heute erinnert nichts mehr an das trübe Kapitel der Flüchtlingsbetreuung. Im Gegenteil: In Obersendling präsentiert sich eine generalsanierte Gemeinschaftsunterkunft, die mit frischem Fassadenanstrich und modernem Interieur von einem hoffnungsvollen Neuanfang kündet. Das große Sofa im Gemeinschaftsraum scheint zu symbolisieren, dass die turbulenten Tage definitiv vorbei sind.

In die Einrichtung der Regierung von Oberbayern, eine von 16 im Münchner Stadtgebiet, werden bis zu 230 Menschen einziehen. Dabei handelt es sich um Personen, die sich schon länger in Deutschland aufhalten, die bisher in zur Auflösung bestimmten Herbergen gewohnt haben und deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Auf sie wartet ein Team des Sozialdienstes für Flüchtlinge und Asylsuchende der Inneren Mission, das von städtischen Assistenten unterstützt wird, insbesondere bei den Angeboten für Kinder und Jugendliche. "Wir sind personell gut und dicht besetzt", stellt eine Sprecherin der Inneren Mission fest. Auf einen während der Nacht präsenten Sicherheitsdienst, wie es ihn in städtischen Einrichtungen dieser Art gibt, wird allerdings verzichtet.

52 Zimmer und elf Apartments mit zwei bis fünf Betten, Gemeinschaftsküchen, ein Kinderbetreuungsraum sowie besagter Gemeinschaftsraum stehen an der Baierbrunner Straße zur Verfügung. Bei einer Führung unter der Leitung von Maximilian Herbst, Referent für die Unterbringung von Asylbewerbern bei der Regierung von Oberbayern, wurde mehrfach das Ziel betont, Einzelpersonen, Paare und Familien gut zu mischen. Die Fragen der Besucher drehten sich auch um Arbeitsmöglichkeiten für die künftigen Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft. Unter gewissen Bedingungen dürfen diese Beschäftigungen nachgehen, zum Beispiel im Haus selbst. Für die Übernahme von Reinigungsarbeiten gibt es ein geringes Entgelt.

Als mindestens ebenso wichtig erscheint pädagogischen Fachleuten, dass sich in ausreichender Zahl ehrenamtliche Helfer finden, die den Flüchtlingskindern bei den Hausaufgaben helfen und an der Freizeitgestaltung mitwirken. Gerne gesehen werden Bürger, die den Asylsozialberatern der Inneren Mission München unter die Arme greifen. Diese ließen am Tag der offenen Tür keinen Zweifel daran, dass sie der Unterstützung durch Freiwillige dringend bedürfen, wenn das Zusammenleben in der Unterkunft für Asylsuchende optimal gelingen soll. In diesem Sinne äußerten sich auch Lehrerinnen der umliegenden Obersendlinger Schulen, die ihrerseits Beistand in Aussicht stellten. Kindlichen Bedürfnissen soll generell besser Rechnung getragen werden, als dies in der Vergangenheit manchmal der Fall war. Kreativ- und Spielangebote, musikalische Früherziehung, Kinderkino, Malen und Basteln, Sport und Ausflüge - all das will die Innere Mission in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat der Stadt und Ehrenamtlichen auf die Beine stellen.

Die Wende zum Besseren an der Baierbrunner Straße 14 begann im Juli 2015, als das damalige Ankunftszentrum in die Maria-Probst-Straße umzog. Der ehemalige Siemens-Bürobau wurde danach einer gründlichen Sanierung unterzogen. Einige Monate später als vorgesehen öffnet er jetzt seine Türen. Chaotische Verhältnisse wie vor zwei Jahren, als Pendelbusse zwischen dem Hauptbahnhof und dem Ankunftszentrum verkehrten und in Obersendling die Straßen verstopften, als bis zu 300 Menschen täglich dort durchgeschleust wurden, sollen sich nicht wiederholen. "Die Anwohner können beruhigt sein, Gemeinschaftsunterkünfte funktionieren ganz anders", sagte Maximilian Herbst. Erfahrungsgemäß würden die Leute von den Asylsuchenden viel weniger mitbekommen als sie möglicherweise derzeit noch denken.

Solche Aussichten beruhigten beim Tag der offenen Tür auch mehrere Mitglieder des Bezirksausschusses. Noch vor gar nicht langer Zeit hatte dieses Gremium die Regierung von Oberbayern wegen "menschenunwürdiger Zustände" in der Unterkunft und wiederholten Fristverletzungen scharf kritisiert. Das ist nun Geschichte.

Wer Interesse hat, sich dem Helferkreis anzuschließen, kann sich bei Mahmoud Arghavan melden: ehrenamt-asyl@im-muenchen.de

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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