Obersendling:Drängende Fragen

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Bürger und Politiker wollen endlich wissen, was aus dem Siemens-Sportpark wird

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Aus Sicht der Stadt Mün- chen schien die Zukunft des Hermann-von-Siemens-Parks in Obersendling lange Zeit klar konturiert zu sein: Man würde dem Konzern das 14 Hektar große Sportareal für den symbolischen Preis von einem Euro abkaufen, anschließend gründlich sanieren und dann teils in eine Bezirkssportanlage, teils in einen öffentlich zugänglichen Park umwandeln. Vor Monaten schon gerieten die Verhandlungen jedoch ins Stocken, weil Siemens eine Reihe von Bedingungen für die Grundstücksübertragung nicht erfüllt sah. Zudem wurde bekannt, dass das Unternehmen mit weiteren Grundstücksinteressenten Gespräche führte. Das Kommunalreferat stellte seither mehrfach klar, bei dem umzäunten Park handle es sich um eine "Gemeinbedarfsfläche Sport", die zudem im Landschaftsschutzgebiet liege - Privatnutzung sei mithin keine realistische Option.

Weil in der Angelegenheit seit Monaten nichts mehr voranzugehen scheint, schießen in der Bevölkerung des Münchner Südens die Spekulationen ins Kraut. Auch viele Kommunalpolitiker erwarten endlich schlüssige Antworten auf die Frage, was aus dem - überwiegend stillgelegten und allmählich verwildernden - Gelände an der Siemensallee werden soll. Michael Kollatz (SPD) vom Bezirksausschuss 19 etwa erinnert daran, dass alle Beteiligten einst die Lösung mit dem öffentlichen Park und/oder der Bezirkssportanlage favorisiert hätten. Unter dieser Prämisse sei sogar schon ein Konzept zur finanziellen Lastenverteilung erarbeitet worden. SPD-Stadtrat Christian Amlong wird deutlicher. Er sei "persönlich enttäuscht", dass der Vorstand einer renommierten Firma wie der Siemens AG von seiner einstigen Zusage, das Parkgelände der Stadt fast kostenlos zu überlassen, inzwischen nichts mehr wissen wolle. Plötzlich einen Kaufpreis zu entrichten, der sich am Verkehrswert orientiert, sei der Stadt angesichts dieser Vorgeschichte ebenso wenig zuzumuten wie eine Zustimmung zu anderweitigen Nutzungsplänen. "Man war schon auf gutem Weg, da sollte sich doch ein vernünftiger Kompromiss finden lassen", appelliert Amlong an beide Seiten. Die CSU hält gleichfalls am Ziel fest, "dass die Stadt den Sportpark bekommt", versichert Manuela Olhausen. Die Stadträtin weist auf die "enorme Bebauung" beim Siemens-Hochhaus hin, die mit entsprechenden Sport- und Freizeitangeboten einhergehen müsse. "Ich hoffe, dass sich die ursprünglichen Pläne noch realisieren lassen", so Olhausen.

Weil eine "endgültige Aussage" zur weiteren Entwicklung der "wichtigen Freifläche" ausstehe, haben die AfD-Stadträte Andre Wächter und Fritz Schmude eine Anfrage an die Stadt gerichtet. Sie wollen auf diese Weise den "aktuellen Sachstand" herausfinden und zudem wissen, ob Siemens überhaupt noch Eigentümer des Geländes ist. Auch die AfD setzt sich dafür ein, den Sportpark allen Bürgern zugänglich zu machen und denkt dabei vor allem an die vielen Neu-Obersendlinger, die auf der "Südseite" Wohnungen bezogen haben.

Die Siemens AG teilte am Mittwoch lediglich mit, sie stehe wegen des Sportparks "in einem Dialog mit der Stadt". Eine abschließende Entscheidung sei noch nicht getroffen, betont Pressesprecher Karlheinz Gröbmair, man wolle dieser nicht vorgreifen.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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