Obersendling:Die Unsicherheit bleibt

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Ohne jede Zukunft: Das 1967 errichtete Stahlbeton-Gebäude des Real-Marktes ist so marode, dass es nicht gerettet werden kann und abgerissen werden muss. (Foto: Robert Haas)

Das Gespräch aller Beteiligten über die Zukunft des Real-Marktes in Obersendling lässt vor allem die betroffenen Mitarbeiter ohne eine Lösung zurück. Auch detaillierte Pläne eines möglichen Neubaus gibt es noch nicht

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Der Wunsch der Stadtteilpolitiker aus dem Münchner Südwesten, von sämtlichen Beteiligten aus erster Hand zu erfahren, wie es mit dem Real-Markt in Obersendling weitergehen soll, hat ein geteiltes Echo gefunden. Während der Objekteigentümer, die Grünwalder Immobilienfirma Commerz-Real, seine Projektmanagerin Felicitas Schrom zur jüngsten Bezirksausschuss-Sitzung entsandte, zog der Vertreter des Handelsunternehmens Real, Mieter der Gewerbeimmobilie, seine Teilnahmezusage kurzfristig zurück. Nichtöffentliche Gespräche im kleineren Kreis seien ihm lieber, hieß es zur Begründung. Dafür zog die Belegschaft des Verbrauchermarktes von der Machtlfinger Straße geballt im Bürgersaal Fürstenried auf. Ihr ging es darum, auf die ungewisse Zukunft der Beschäftigten aufmerksam zu machen.

Dominik Datz, Handelsexperte der Gewerkschaft Verdi, zeigte sich erstaunt, dass offenbar Neubaupläne weit gediehen sind. Nach seiner Kenntnis sei formal stets an einer "Totalsanierung" festgehalten worden. Datz erhob die Forderung, für die gegenwärtig "von der Arbeitsleistung freigestellten" 116 Real-Mitarbeiter Ausweichjobs in anderen Firmen der Metro-Gruppe wie Saturn oder Media-Markt zu schaffen. Beide Marken sind in München deutlich stärker vertreten als Real. Den Umgang des Mönchengladbacher Handelshauses mit seinen Leuten nannte Datz wegen vorenthaltener Informationen und unwilliger Verhandlungsführung über einen Sozialplan "unschön".

Felicitas Schrom bezeichnete die Situation als nicht einfach. Doch sei ihre Firma selbst überrascht gewesen, als sich im Zuge einer Teilsanierung herausgestellt habe, wie marode das 1967 errichtete Stahlbeton-Gebäude tatsächlich ist. Damals habe noch niemand gewusst, wie man mit solchen Baustoffen umgeht, damit sie jahrzehntelang halten. Unmittelbar nach der Erkenntnis, dass an der Machtlfinger Straße 4 von der Substanz nichts mehr zu retten ist, habe man Gespräche mit der Stadt über eine Ersatzlösung aufgenommen, berichtete Schrom. Das sei zwar schon im Jahr 2014 gewesen, doch noch sei man nicht "am Ziel der Wünsche". Diese konzentrierten sich auf einen optisch gefälligeren, größeren Neubau. Dort dürfe Real gern wieder zum Zug kommen, sagte Schrom, nur mit einer kurzfristigen Lösung sei leider nicht zu rechnen.

Insofern sei es auch verfrüht, Detailpläne zu entrollen. Immerhin zeichne sich ab, dass der Neubau deutlich höher ausfallen dürfte als die Bestandsimmobilie und die Parkplätze in Tiefgaragen verschwinden. Für 2018 erhoffe sich ihr Unternehmen Commerz-Real den ersten Spatenstich. Danach sei mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren zu rechnen. Am Ende könnte ein Verbraucherzentrum herauskommen, für das es in Krefeld bereits ein Vorbild gibt. Manche Mitglieder des Bezirksausschusses fragten sich allerdings, wer sich schon dort hin verirren wird, um das gepriesene Modell in Augenschein zu nehmen.

Dorle Baumann (SPD) erinnerte daran, was der Bezirksausschuss von der Bauherrin Commerz-Real erwartet. "Wir wollen wieder einen Markt im gewohnten Umfang, also mit Lebensmittel- und Non-Food-Abteilung", sagte die Fraktionssprecherin. Auf hässliche Parkdecks werde man gern verzichten. Bei vorangegangenen Diskussionen im Bezirksausschuss war auch der Wunsch nach einer Verbesserung der Sicherheitslage rund um den Supermarkt in U-Bahn-Nähe laut geworden, ebenso die Forderung, sich bei der Flächenversiegelung zurückzuhalten. Michael Kollatz (SPD), Sprecher des BA-Unterausschusses Bau und Planung, bezeichnete die Ausgangslage für eine städtebaulich attraktive Neuplanung als günstig. Einzelhandel im großen Stil, Kleingewerbe und zusätzlich Wohnungen könnten im neuen Megamarkt an der Machtlfinger Straße ihren Platz finden. Man müsse sich nur an Dimensionen gewöhnen, wie sie die Nachbarbebauung auf dem ehemaligen Eon-Gelände aufweise. "Da werden die Gebäude sechs bis acht Stockwerke hoch", so Kollatz. Im Falle des Real-Marktes liefe das auf eine deutliche Steigerung hinaus.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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