Null Acht Neun:Ferien sind zum Planen da

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Die Ferienorganisation ist ein reines Frauenbusiness. Einmal hat bei uns der Mann versucht, den Urlaub der Kinder zu organisieren. Irgendwann haben wir die Handys getauscht

Von Vera Schroeder

Was einem keiner sagt, bevor man eine Familie gründet: dass man spätestens nach sechs Jahren vom Late-Camper zum Frühbucher werden muss. Also von jemandem, der es für Urlaub hält, gegen Mitternacht ohne Taschenlampe, aber schön betrunken, Zelt-Heringe in Isarkiesbänke vor Wolfratshausen zu schlagen, zu jemandem, der sich nach den Osterferien mit einer Excel-Tabelle um die Sommerferienbetreuung der Schulkinder kümmern muss. Denn wenn man damit, in einer Stadt wie München, erst nach den Pfingstferien anfängt, man ahnt es: keine Plätze mehr. Und wer kann sich in München schon sechs Wochen gemeinsame Sommerfrische mit seinen Schulkindern leisten?

Die Ferienorganisation ist dabei ein reines Frauenbusiness, denn bei aller Liebe zum neuen Vater und seinen viel beschriebenen Wickelskills: Das komplizierte Hin- und Herrechnen zwischen Oma- Tagen, Mini-München-Besuchen, Spielplatz, Stadtranderholungen, DAV-Kraxltagen und Lilalu-Stunt-Akrobatik-Kursen erfordert einiges an echter Liebe zur Kalendersynchronisation. Und obwohl es immer heißt, Männer wären die besseren Netzwerker: An diese Netze lassen sie - durchaus schlau - lieber die Frauen ran.

Stehen drei Mütter in der Schlange zur Anmeldung bei der Ferienbetreuung im örtlichen Sportverein. "Rückschlagsportarten mit drei Übernachtungen" heißt der Kurs, um den sich, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht, alle Mütter dringend bemühen. Vereinssekretärin: "Zwei Plätze hab ich da jetzt noch, danach halt Warteliste." Mutter vorne in der Schlange: "Uff, gut. Ich nehm die zwei Plätze." Mutter dahinter: "Waaas?! Beide!? Das geht nicht! Mein Mann und ich haben da zehnjährigen Hochzeitstag!" Mutter an dritter Stelle: "Na das wissen Sie aber doch schon seit zehn Jahren. Da hätten Sie ihr Kind ruhig mal früher anmelden können."

Einmal hat bei uns der Mann versucht, die Ferien der Kinder zu organisieren. Weil die Frau wichtige Arbeitswochen hatte. In die Konferenzen hinein hat dann ständig das Handy geklingelt. Dran waren Mütter von Freunden des Kindes, die die Verabredungen des Mannes für das Kind nochmal bestätigen oder umlegen wollten. Es war in sechs Wochen Ferien nicht möglich, den Frauen beizubringen, dass dieses Mal der Vater die Ferien koordiniert. Irgendwann haben wir die Handys getauscht. Dann war Ruhe.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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