Null Acht Neun:Die Obama-Lücke schließt sich

Lesezeit: 2 min

Endlich: Der bekannte Influencer Barack Obama, der bisher stets einen Bogen um die Stadt gemacht hat, kommt nach München. Das wirft Fragen auf

Kolumne von Anna Hoben

Nach vielen Jahren sehnsüchtigen Wartens ist es endlich so weit: Der weltweit bekannte Influencer Barack Obama - 107 Millionen Twitter-Follower, 24 Millionen Fans bei Instagram - kommt nach München, im September zum Gründerfestival Bits & Pretzels. "Probably one of the most influential people of our time", so wird der Gast angekündigt, Tickets gibt's von 400 bis 2500 Euro.

Rätselhafterweise hat der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika es bisher ja tatsächlich geschafft, einen Bogen um die bayerische Landeshauptstadt zu machen. Er war noch niemals in Mju-nik! Da kann München schon ein bisschen gekränkt sein. Fünf Mal hat er schließlich während seiner Amtszeit die Bundesrepublik besucht. Präsident Obama war in Berlin und in Baden-Baden, in Hannover und auf Schloss Elmau. Fast wäre er immerhin auf dem Weg dorthin durch München gekommen. Allein, das vermaledeite Wetter war zu schön, und so flog Obama per Hubschrauber, in einem gar nicht so knappen Bogen, über den Ebersberger Forst östlich an der Stadt vorbei.

Sogar in Dresden ist Obama gewesen, das war im Juni 2009. Ein privater sächsischer Postdienstleister legte damals eine Sondermarke auf. "Yes, we can auch english", stand da. Auf den Displays der Straßenbahnen blinkte es: "Welcome, Mr. President!". Das Hotel Kempinski wurde quasi zum Weißen Haus umfunktioniert. Lange vor Pegida munkelten manche Dresdner damals vom "großen Austausch". Und was soll man sagen, sie hatten recht: Das Personal wurde einmal komplett ausgewechselt, 24 Stunden lang betrieben Obamas eigene Leute das Hotel, vom Koch bis zum Zimmermädchen. In Dresden traf der Präsident Angela Merkel und betete mit ihr in der Frauenkirche.

Aber zurück an die Isar. Endlich also wird die München-Lücke im Lebenslauf von Barack Obama und die Obama- Lücke in der Stadtchronik von München geschlossen. Und dann ist während des Besuchs auch noch Oktoberfest. Halleluja! Damals in Elmau hatte er gesagt, er bereue, dass er noch nie die Wiesn besucht habe. Und: "Wahrscheinlich macht es mehr Spaß, wenn ich kein Präsident mehr bin." Wahrscheinlich hat er recht. Auch lukrativer dürfte es sein, denn vermutlich wird der Ex-Präsident nicht aus reiner Menschenliebe vor 5000 ausgewählten Teilnehmern über sein Leben und Führung in der Welt sprechen. Irgendwie muss Geld reinkommen, wenn man kein Präsidentengehalt mehr hat. Es soll aber ganz gut laufen bei den Obamas. Michelle verdient mit ihrer Autobiografie bis zu 800 000 Dollar pro Auftritt, und Barack sagte 2018 in einer Rede über globale Einkommensungleichheit, sein neuer Reichtum überrasche ihn selbst.

Ein paar Fragen wirft der Besuch noch auf. Wird Obama in einem zweckentfremdeten Airbnb-Loft unterkommen, und werden die städtischen Wohnungsdetektive ihm auf die Schliche kommen? Wird er sich, wenn er es auf die Wiesn schafft, eine Lederhose anziehen, und wie sieht er darin aus? Wird er, gebürtiger Hawaiianer, die Eisbachwelle surfen und dabei singen "Es gibt kein Bier auf Hawaii"? Man darf noch sehr gespannt sein.

© SZ vom 27.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: