NS-Vergangenheit:Kritische Betrachtungen zu Coburgs schwierigem Erbe

Lesezeit: 1 min

SZ-Leser begrüßen, dass sich nun eine Historikerkommission mit der Rolle der Stadt im Nationalsozialismus befasst - und analysieren mit

",Coburg war die erste Nazi-Stadt'" vom 15. Dezember:

Rot im braunen Franken

Durch Ihren Beitrag ist wieder mal meine Aufmerksamkeit auf die Rolle meiner Heimatstadt Röthenbach an der Pegnitz zum Ende der Weimarer Republik gelenkt worden. Röthenbach konnte sich lange Zeit als rote Ausnahme im braunen Franken des Julius Streicher behaupten (vergleiche dazu: "Das proletarische Milieu in Röthenbach 1928 bis 1933" von Julia Oberst).

Röthenbach wurde zuweilen gar als das Gegenstück zu "Nazi-Coburg" bezeichnet. Dies lag am proletarischen Milieu der Arbeiterstadt sowie an der mehrheitlich katholischen Einwohnerstruktur. Diese kam wiederum zustande durch den starken Zuzug von Arbeitern aus der Oberpfalz, Oberfranken und Böhmen ab circa 1900. Ein interessantes Stück lokaler fränkischer Geschichte, wie ich finde, vielleicht ist es mal eine Recherche und einen Artikel in der SZ wert. Klaus Sieber, Röthenbach

Warten auf die Rolle rückwärts

Coburg war zwar die erste deutsche Stadt, die Hitler zum Ehrenbürger machte, und Neustadt an der Aisch die zweite sowie Leutershausen die dritte, aber von diesen Städten erfolgte nur in Leutershausen dieser Beschluss einstimmig, mangels SPD-Stadträten. Und Leutershausen war der Zeit voraus, weil dort die Synagoge gut drei Wochen vor der sogenannten Reichskristallnacht abbrannte.

Die Ehrenbürgerschaft wurde in Neustadt und bald darauf in Coburg bereits im Jahr 1946 aberkannt, in Leutershausen erst gut zwei Jahre später, man wartete eine eventuelle Rolle rückwärts ab. Leutershausen war auch eine der wenigen bayerischen Städte, die am 1. Dezember 1946 mehrheitlich die neue demokratische Verfassung ablehnte.

Damals gab es den Witz, es gebe fränkische Städtchen, in denen Hitler als Mitläufer entnazifiziert würde.

Diese drei Städte liegen alle im protestantischen Teil Frankens, einem früh braunen, fremdenfeindlichen Fleck, der sich von der in der Weimarer Zeit Bayern regierenden Bayerischen Volkspartei nicht vertreten fühlte, die ausgeprägt katholisch und separatistisch war. Im Gegensatz dazu lag bei der Bundestagswahl 2017 die fremdenfeindliche AfD in keinem fränkischen Wahlkreis vor der SPD, jedoch in allen niederbayerischen Wahlkreisen; diese sind katholisch geprägt. Wolfgang Maucksch, Herrieden

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: